02.11.2023
Erfahrungsbericht von Franz zum Auslandssemester an der UQ
Universität im Ausland: University of Queensland
Studiengang: Management/ Informatik
Belegte Kurse im Auslandssemester:
COMP3320 - Vulnerability Assessment & Penetration Testing
BISM3205 - Business Information Security
ECON2070 - Introduction to Strategic Thinking
CYBR3000 - Information Security
TIMS1301 - Entrepreneurial Mindset and Ideation
TIMS3309 - Technology and Innovation Management
Wie schnell doch die Zeit vergeht! Es fühlt sich an, als wäre es erst gestern gewesen, dass ich, zwar mit mehreren Wochen Verspätung, in Brisbane gelandet bin. Seitdem hatte ich euch bereits in meinen bisherigen Blogposts über meine Vorbereitung & Bewerbung, Orientation & Ankunft, Unterkunft & Wohnen, Studium & Campus sowie Reisetipps & Sonstiges erzählt. Wer diese Posts verpasst hat, kann sie gerne über die Verlinkung im letzten Satz nachlesen. Heute möchte ich euch von den sehr aufregenden Monaten nach meinem letzten Blogpost sowie meiner Rückkehr nach Deutschland und meinem Fazit zu meinem Auslandsjahr erzählen.
Semesterferien Teil I
Wie einige vielleicht bereits wissen, habe ich zwei Auslandssemester an der UQ gemacht, weshalb ich zwischen den Semestern noch die lange Sommerpause mitnehmen konnte. Als ich meinen letzten Blogpost zum Thema Reisen verfasst hatte, war ich bereits in Bali, nachdem ich paar kleine Trips in Australien (u.a. Melbourne, Byron Bay, Sydney) gemacht hatte.
Nach meinen Visa Problemen zu Beginn des ersten Semesters und dem darauffolgenden langen Aufenthalt in Bali kannte ich mich sehr gut auf der Insel aus. Durch einen guten Freund aus Brisbane konnte ich mir noch einen Remote-Job für paar Wochen sichern, und mit einem australischen Stundenlohn konnte ich Bali nochmal vielmehr genießen. Neben meinem Job verbrachte ich viel Zeit am Strand und mit Freunden, die auch ein Auslandssemester an der UQ absolviert hatten und jetzt auf dem Rückweg nach Hause waren.
Das Leben in Bali war wie ein Traum, bis ich mir bei einem Motorradunfall mein Bein brach und in Bali noch operiert werden musste. Trotz dieser dramatischen Wendung war ich sehr froh, dass mir nichts schlimmeres passiert ist, sowie das ich eine gute Auslandskrankenversicherung abgeschlossen hatte. Denn, ähnlich wie in ganz Asien, wird man in Bali erst im Krankenhaus behandelt, wenn man im Voraus bezahlt oder deine Krankenversicherung die Übernahme der Behandlungskosten garantiert. In meinem Fall war für die Weiterbehandlung eine direkte Anzahlung von ca. 1000 EUR nötig, welche zum Glück meine Versicherung leistete. Die gesamte Behandlung (7 Tage im Krankenhaus + Operation) kostete ca. 23000 EUR, ein Betrag den ich niemals hätte selber bezahlen können und mich doppelt froh machte, dass ich eine Auslandskrankenversicherung hatte.
Der Unfall sowie der Krankenhausaufenthalt waren eine große Herausforderung, jedoch (un-)glücklicherweise war ein guter Freund mit mir über Weihnachten eine Woche lang im Krankenhaus. Nachdem die Operation und Grundbehandlung abgeschlossen war, musste ich mir die schwierige Frage stellen, ob ich zurück nach Deutschland fliege oder trotzdem mein zweites Auslandssemester an der UQ antrete. Denn laut den Ärzten in Bali und Deutschland erforderte ich sehr viel Ruhe und Pflege für einen weiteren Monat sowie mind. 3-6 Monate bis ich wieder ohne Krücken laufen könnte.
Meine Krankenversicherung hätte den Rücktransport bezahlt und die Rückkehr nach Deutschland wäre die leichteste Option gewesen, aber am Ende des Tages war dieses Auslandsjahr mein Traum und ich war nicht bereit mir diesen von einem gebrochenen Bein beenden zu lassen, auch wenn das mit einem erheblichen Mehraufwand einher ging.
Erschwerend kam noch hinzu, dass wir aktuell keine Wohnung in Brisbane mehr hatten und die Suche nach einer neuen Wohnung, auch ohne ein gebrochenes Bein, eine Herausforderung gewesen wäre. Deshalb waren wir sehr glücklich, dass wir im März wieder in unser altes Haus in Ashgrove zurückziehen konnten. Bis dahin entschied ich mich dazu mit meiner Freundin nach Vietnam zu gehen und mich dort erstmal weiter auszukurieren. Ein großer Vorteil von Vietnam war, dass sowohl die medizinische als auch allgemeine Versorgung (z.B. Transport, Wohnen, Essen) viel günstiger als in Australien ist.
Semesterferien Teil II
Die nächsten zwei Monate verbrachte ich damit mich auf das nächste Semester vorzubereiten und mich auszukurieren. Zwar würde ich erneut die Orientation Week verpassen, allerdings war ich einfach nur froh, überhaupt an die UQ zurückzukehren. Zum Glück konnte ich mich auch mit allen Professoren so arrangieren, dass ich zunächst extern (online) alle Kurse anfangen würde und, sobald es meinem Bein besser ging, wieder intern (vor Ort) dabei sein konnte. Glücklicherweise heilte mein Bein relativ schnell, so dass ich für meinen Geburtstag im Februar mit meiner Freundin nach Taiwan für paar Tage fahren konnte, bevor wir uns Anfang März wieder nach Australien aufmachten. Da wir erst Mitte März wieder in das Haus einziehen konnten, entschieden wir uns dazu nach House-Sitting Angeboten überall in Australien umzuschauen. Am Ende hatten wir ein Angebot für zwei Wochen auf einen Hund in einem wunderschönen Haus in Perth aufzupassen.
Der große Vorteil war, dass wir uns die Unterkunftskosten sparen konnten und in einer neuen Stadt leben konnten, auch wenn ich nicht wirklich mobil mit meinem gebrochenen Bein war. Am Ende des House Sittings hatten wir noch die Gelegenheit auf Rottnest Island die Quokkas zu besuchen. Dann war es endlich Zeit zurück nach Brisbane, in unserem bereits bekannten Haus, zu kehren. Die nächsten Wochen konzentrierte ich mich auf meine Genesung, um schnellst möglichst wieder auf den Campus zurückkehren zu können.
Medizinische Weiterbehandlung in Australien
Nach meiner Rückkehr nach Brisbane musste ich regelmäßig den Heilungsprozess meines Beines kontrollieren lassen, wofür ich die Allianz OSHC von der UQ in Anspruch nahm. Die Nutzung und Buchung von Terminen gestaltete sich relativ einfach und konnte komplett online abgewickelt werden. Ähnlich zur Krankenversicherung in Deutschland muss man nicht in Vorkasse treten sondern bringt das Äquivalent zur Krankenversicherungskarte mit zum Termin.
Wirklich praktisch war auch, dass die UQ ein eigenes Medical Center mit Fachärzten aus fast allen Bereichen auf dem Hauptcampus in St. Lucia hat, bei dem man sich ganz leicht online Termine beim gewünschten Arzt mit ca. 1-2 Wochen Wartezeit buchen kann.
Letzte Reise vor meiner Rückkehr nach Deutschland
Je weitere meine Besserung voranschritt, desto glücklicher war ich mit meiner Entscheidung nicht nach Deutschland zurückzukehren. In der zweiten Hälfte des Semesters war ich auch wieder in der Lage mit Freunden einen Trip nach Byron Bay und Noosa an der Sunshine Coast zu unternehmen. Trotz des australischen „Winters“ (mit ca. 20°C Tagestemperatur in Brisbane) war die lebendige Atmosphäre sowie die atemberaubenden Strände dort der perfekte Abschluss für mein Auslandsjahr.
In den letzten Wochen vor meiner Abreise besuchte ich ein NRL-Spiel der Brisbane Broncos und klapperte nochmal alle meine Lieblingsrestaurants und -orte in Brisbane ab. Ende Juni ging es wieder zurück nach Deutschland.
Fazit
Mein Jahr in Australien war ein Mischung aus Erfahrungen, Herausforderungen und unerwarteten Wendungen, die mein Leben nicht immer positiv Weise aber trotzdem bereichert haben. Trotz des Schreckensmomentes meines Motorradunfalls und des darauffolgenden Beinbruchs bleibt die Erinnerung an diese Zeit sehr positiv und hat all meine Erwartungen übertroffen.
Zurückblickend kann ich sagen, dass jede einzelne Begegnung und jeder spontane Entschluss mir neue Perspektiven und lebenslange Freundschaften geschenkt hat. Von meinem Alltagsleben mit meiner Freundin in Brisbane bis zu geteilten Momenten mit Freunden aus Australien und aller Welt, dieses Auslandsjahr hat nur meine positive Einstellung zu Australien und Liebe für Brisbane bestätigt.
In meinem Auslandsjahr habe ich mehr von Australien gesehen und erlebt, als ich je für möglich gehalten hätte. Neben den bekannten Städten wie Sydney und Perth führte mich mein Weg bis zu den Quokkas nach Rottnest Island und Perth, einer Stadt, die so abseits vom Rest von Australien ist, dass selbst die meisten Australier noch nie dort waren.
Die Erfahrung meines Unfalls und die daraus resultierenden Wochen der Genesung waren zwar eine Herausforderung, aber sie zeigten mir auch, wie widerstandsfähig und anpassungsfähig ich sein kann. Die Unterstützung durch meine Freunde, die medizinische Versorgung in Asien und Australien sowie die Hilfsbereitschaft der Menschen um mich herum waren überwältigend. Diese Zeit lehrte mich, dass selbst in den schwierigsten Momenten immer ein Silberstreifen am Horizont zu finden ist.
Ein besonderes Dankeschön möchte ich auch an GOstralia! aussprechen. Ihr Stipendium ermöglichte es mir, diesen Traum zu leben. Ebenso bin ich dankbar für meine umfassende Krankenversicherung, die in schwierigen Zeiten unverzichtbar war. Ein wichtiger Ratschlag, den ich zukünftigen Austauschstudenten mit auf den Weg geben möchte, ist die Flexibilität bei der Wahl der Universitätskurse. Nutzt die ersten Wochen, um verschiedene Kurse auszuprobieren – auch jene, die eine spezielle Genehmigung erfordern und nicht standardmäßig für Austauschstudierende geöffnet sind (auf Anfrage beim jeweiligen Professor wurde mir die Teilnahme bei jedem Kurs erlaubt). Diese Möglichkeit hat mir geholfen, einzigartige und bereichernde akademische Erfahrungen zu sammeln.
In diesem Sinne, ein herzliches Dankeschön an jeden, der Teil dieser Reise war. Ihr habt mein Auslandsjahr zu einem unvergesslichen Kapitel in meinem Lebensbuch gemacht. Ich hoffe, meine Erlebnisse und Blogposts haben euch inspiriert oder unterhalten.