Vietnam Landschaft Sonnenuntergang

21.03.2022

Erfahrungsbericht von Corinna zum Auslandssemester an der RMIT Vietnam

Corinna verbrachte 2021 ihr Auslandssemester an der RMIT University Vietnam. "Man lernt nicht nur eine andere Kultur kennen und lernt im Rahmen des Studiums dazu, sondern hat auch die Möglichkeit, in einem wunderschönen und facettenreichen Land zu reisen, sowie neue lokale und internationale Bekanntschaften zu machen."

Universität in Deutschland: Hochschule Heilbronn

Universität im Ausland: RMIT University Vietnam

Studiengang: Master of Business Analytics, Controlling & Consulting

Belegte Kurse im Auslandssemester:  

  • Financial Analytics for Managerial Decisions
  • Business Data Analytics
  • Digital Innovation
  • Managing Business Operations

Vorbereitung: Erzähle uns von der Vorbereitung deines Auslandssemesters   

Die komplette Bewerbung und Vorbereitung lief über GOstralia!, da es sich um den Zweig einer australischen Uni handelt. Im Voraus gab es verschiedene Calls, um Fragen zu klären und das weitere Vorgehen zu erfahren, was aufgrund von COVID etwas komplexer war als normal. Das Visum habe ich relativ kurzfristig 3-4 Wochen vor Abreise beantragt. Das Einfachste ist, wenn man im Konsulat in Frankfurt einen Termin ausmacht, selbst hinfährt und dann einige Stunden dort wartet, bis das Visum fertig ist. Einige Kommilitonen hatten nämlich Probleme mit dem Zusende- und Rücksendeprozess und es ging zum Teil sogar der Reisepass verloren. Das Visum hat ca. 120€ gekostet und das Geld musste in bar mitgebracht werden.

Daraufhin wurde von GOstralia! das Flugdatum bestimmt und Flug und Pflichtquarantäne (ca. 2500 USD) mussten im Voraus gezahlt werden. Zu dem Zeitpunkt meiner Einreise war die Pflichtquarantänezeit 14 Tage, wurde allerdings danach auf 21 Tage ausgeweitet. Sobald COVID sich wieder gebessert hat, werden diese Bestimmungen hoffentlich auch wieder entfallen. Da ich bereits einige Male im Ausland war, hatte ich fast alle notwendigen Impfungen. Allerdings sollte man sich vorher am besten beim Hausarzt beraten lassen und mindestens 2 Monate einplanen, um Tollwut, Tetanus und evtl. andere Impfungen durchzuführen.

Eine Reiseversicherung ist in den Studiengebühren bereits enthalten. Dabei handelt es sich um eine Basisversicherung bei aetna. Ich persönlich habe zusätzlich keine weitere Auslandsversicherung abgeschlossen und diese auch nicht benötigt, andere haben dies jedoch gemacht. Außerdem gibt es an der RMIT eine „Ambulanz“, die auch Basis-Services wie Wundversorgung oder Check-Ups kostenlos durchführt. Dies ist eine gute erste Anlaufstelle, die einem dann auch ehrlich sagen, wenn man lieber im Krankenhaus nochmal danach schauen soll.

Die Wohnungssuche haben wir vor Ort absolviert. Da alle Deutschen von GOstralia! gebündelt wurden und wir zusammen nach Vietnam geflogen sind, kannten wir uns dann recht gut und haben uns zusammen auf die Suche gemacht. Eine Option ist, über AirBnB eine Langzeitmiete zu organisieren, eine andere ist es, sich über Facebook einen Makler zu organisieren, der einem dann verschiedene Optionen zeigt. Manche Internationals haben sich dazu entschieden, in D4 näher am Stadtzentrum zu wohnen (etwas teurer), andere entschieden sich für Wohnungen in D7 / Nha Be, näher an der Uni und etwas billiger. Preislich sollte man mit 300-500€ pro Person monatlich rechnen, je nachdem wo man wohnen möchte. Die meisten Wohnungen haben 2-3 Zimmer, sodass man gut WGs bilden kann.

 

Uni und Campus: Wie hat dir die Uni gefallen? Wie waren die Kurse, die du belegt hast? Was hast du sonst auf dem Campus unternommen? Hast du Tipps, wie man am besten andere Studierende kennenlernt?     

Die RMIT ist eine Privatuniversität, an der die reicheren Vietnamesen studieren. Die Studiengebühren sind mit 6.000 USD recht hoch, allerdings hat der Campus auch viel zu bieten. Es gibt zwei Hauptgebäude, in denen die Vorlesungen stattfinden, wo aber auch verschiedene Räume zum Lernen oder geselligen Beisammensitzen geschaffen wurden und sich die Bibliothek befindet. Außerdem gibt es diverse Restaurants, einen Supermarkt, zwei Wohnheimgebäude, den Fitnesskomplex mit Sporthalle und Fitnessstudio und die Außenanlagen mit Fußball- und Basketballplatz sowie drei Tennisplätzen. Die Uni hat sehr viele Rollerparkplätze, die jeweils 4.000 Dong pro Einfahrt (15 Cent) kosten, jedoch keine Auto-Parkplätze – da in HCMC so gut wie nie jemand mit dem Auto fährt.

Die Kurswahl wurde in meinem Fall dadurch stark limitiert, dass ich Masterkurse belegt habe. Diese Kurse finden nicht, wie die normalen Bachelor-Kurse, unter der Woche statt, sondern nur an den Wochenenden und als Tagesveranstaltungen. Das heißt, man hat nicht jede Woche jeden Kurs, sondern ein Kurs wird über 1-2 Wochenenden geblockt und findet dann von 9-17 Uhr statt. Zudem ist die Auswahl begrenzter. Ein normaler Student an der RMIT nimmt 2-3 Kurse pro Trimester, als International hat man meist jedoch 4 Kurse, was die Vietnamesen als „unendlich viel“ empfinden – das ist es aber nicht unbedingt. Ich hatte nebenher noch gut Zeit, an meiner Masterarbeit zu schreiben, Nachhilfe zu geben und zu Reisen.

Generell sind Organisation und Durchführung der Kurse ein wenig anders als in Deutschland. Es gibt keine Prüfungen am Ende des Semesters, sondern die Leistung der Studenten wird mithilfe von Assignments bewertet. Diese können ein praktisches Projekt, eine Hausarbeit oder eine Gruppenarbeit sein und die Deadlines sind über das Trimester verteilt. Somit hat man gegen Ende zwar keinen Prüfungsstress, dafür aber kontinuierlich etwas zu tun. Ich persönlich hatte gemischte Erfahrungen mit den Professoren und Lecturers. Nur einen der Lecturers empfand ich als wirklich gut und herausragend. Obwohl ich den Kursinhalt (Financial Analytics) schon einige Male während meines Studiums gehört habe, hatte ich das Gefühl, sehr viel dazu zu lernen. In den anderen drei Kursen war ich mit dem Niveau des Kursinhaltes sowie der Lehrkraft nicht so zufrieden. Vielleicht waren meine Erwartungen an MBA-Kurse und deren Niveau einfach zu hoch. Vom Kurs Business Analytics, von dem ich mir wichtigen Input für meine Thesis im Bereich Datenanalyse erhofft hatte, war ich am meisten enttäuscht. Dafür konnten mir einige Perspektiven aus dem Kurs Digital Innovation Inspiration und Input für die Thesis geben.

Vietnam Landschaft

Stadt und Umgebung: Wie hat dir deine Studienstadt gefallen? Erzähle von deinen Reisen am Wochenende oder in der Semester Break.     

Vietnam ist eines der südostasiatischen Länder mit dem größten Wirtschaftswachstum. Daher ist die Kluft zwischen Arm und Reich im Großteil des Landes noch sehr groß. Dies lässt sich vor allem erkennen, wenn man Großstadt und Dorf vergleicht. Generell ist das Land sehr grün und hat viel Natur zu bieten. Die beiden größten Städte sind Ha Noi und Ho Chi Minh City (HCMC), auch noch Saigon genannt. Die RMIT hat in beiden Städten einen Campus, ich habe mich für HCMC entschieden, da der Campus weitläufiger, größer und schöner ist und die angebotenen Kurse ähnlich an beiden Campi ähnlich waren.

In HCMC gibt es einige öffentliche Busse, schneller und einfacher ist allerdings meistens ein Roller / Motorrad. Dies kann man entweder selbst anmieten oder kaufen oder man benutzt Apps wie Grab oder Gojek, um sich mit Auto oder Roller durch die Stadt fahren zu lassen. Das gilt auch in Ha Noi sowie anderen größeren Städten. HCMC ist in Distrikte aufgeteilt, die von D1 (Zentrum) bis D12 nummeriert sind und durch Distrikte mit Namen ergänzt wurden, die dann weiter weg vom Zentrum sind. Die RMIT befindet sich in D7, ca. 20min südlich vom Zentrum und ist gut mit dem Roller erreichbar.

Da ich am Wochenende Kurse hatte und auch keine Semester Break, haben sich meine Reisen auf die Anfangsphase und die Endphase beschränkt. Wir waren insgesamt 3mal auf Phu Quoc (absolut entspannt und wunderschön) und viel im Norden und der Umgebung von HCMC unterwegs. Gegen Ende konnten wir trotz COVID-Beschränkungen eine 3-wöchige Rollertour durch den Norden rund um Hanoi machen. Generell ist Vietnam perfekt zum Reisen!

 

Fazit: Erzähle uns von den Erfahrungen, die du in deinem Auslandssemester gemacht hast und wie es dich in deiner persönlichen Entwicklung weiter gebracht hat.     

Generell habe ich mich in Vietnam immer sehr wohl und willkommen gefühlt. Alle Vietnamesen sind sehr nett und hilfsbereit, vor allem wenn es sich beim Gegenüber um Internationals handelt. Das Englisch-Niveau ist, bis auf bei der reicheren Bevölkerung, leider noch nicht so ausgeprägt. Dabei hatte ich jedoch das Gefühl, dass die Internationalisierung in Ha Noi mehr angekommen ist als in HCMC. Beide Städte sind großartig zum Leben, jedoch sehr verschieden. Während HCMC von Layout und Stimmung her eher an amerikanischen Städten angelehnt ist, mit großen, geraden, langen Straßen, eindeutigen Distrikten und einem Stadtzentrum aus Hochhäusern und großen Gebäuden, ist Ha Noi eher französisch geprägt. Das Zentrum besteht aus kleinen Gassen, die Leute machen viel Sport und legen Wert auf Natur und Bewegung. Während sich in HCMC die meisten jungen Leute in den Cafés treffen, sieht man in Ha Noi sehr viele Leute abends Fahrrad fahren oder joggen.

Eine Tradition der Vietnamesen ist es, mit Geschäftspartnern oder Freunden zu trinken. Dabei kann manchmal gespielt oder gewettet werden oder man kommt einfach nur zum Essen und Trinken zusammen und genießt den Abend. Hierbei werden oft „Towers“ an Bier bestellt, die dann in kleinen Gläsern mit Eiswürfeln getrunken werden. Neben dem im asiatischen Raum verbreiteten TIGER gibt es auch lokales Bier, wie zum Beispiel Bia Hanoi oder Bia Saigon. In den ländlichen Regionen wird statt Bier das sogenannte „Happy Water“ getrunken, ein Reisschnaps, der meist selbst hergestellt wird. In den meisten Homestays bietet der Gastgeber dies mehrere Runden am Abend an.

Große Supermärkte sind in Vietnam Mangelware. Vietnamesen möchten nicht ewig durch einen Laden laufen, um einkaufen zu gehen. Stattdessen gibt es viele kleine Minimarts und kleinere Supermärkte, die die Grundnahrungsmittel anbieten. Obst und Gemüse kauft man am besten auf dem Markt oder direkt bei Obst-/Gemüse-Händlern. Wenn man jedoch etwas Spezifisches benötigt, das man nicht im Supermarkt findet, wie zum Beispiel Tennisbälle und Tennisschläger, so empfiehlt es sich, dies in einer auf Sport spezialisierten Straße zu tun. Dieses Phänomen gilt auch für Elektronik, Pflanzen, Werkzeuge und andere Kategorien.

Da Vietnam von viel Meer umgeben ist, stehen Meeresfrüchte und Fisch relativ häufig auf der Speisekarte – wenn es denn eine gibt. Viele lokale Restaurants oder Stände bieten nur ein Gericht an, oft eine typische Nudelsuppe wie Phở, Bún bò Huế oder Mì Quảng. Andere bieten ähnliche Gerichte in verschiedener Ausführung an und wieder andere haben eine ganze Palette an vietnamesischen Speisen zur Auswahl. Generell empfiehlt es sich, vorher zu fragen, welche Gerichte verfügbar sind an dem Tag. Falls man mal keine Lust auf das lokale Essen hat, ist es in allen größeren Städten möglich, auch internationales Essen zu bekommen. So gibt es mexikanische Restaurants, Burger, Pizza, Sushi, koreanische Restaurants und vieles mehr. Jeder kommt somit auf seine Kosten in puncto Essen. In den ländlichen Regionen kann es für Vegetarier manchmal schwierig werden, da Speisen ohne Fleisch in Vietnam noch nicht so verbreitet sind. Da muss man dann eventuell auf Nudeln mit Morning Glory und Spiegelei zurückgreifen, das gibt es meistens. Ich persönlich esse alles und hatte damit nie Probleme mit dem Essen – ich liebe vietnamesisches Essen!

Eine der größten Herausforderungen ist Vietnamesisch an sich. An der RMIT wurden im Rahmen des Buddy-Programmes Vietnamesisch-Kurse angeboten und im gleichen Zug wurden auch verschiedene Dinge über Land und Kultur erklärt. Die Aussprache ist eine Herausforderung für sich und braucht mehr als nur ein Semester Übung. Es ist jedoch ein guter Weg, Traditionen zu verstehen, da diese eng an die Sprache geknüpft sind. Da meine Erwartungen generell nicht so hoch waren und die Entscheidung für das Auslandssemester relativ spontan gefallen ist, war ich umso begeisterter vom Leben in Vietnam. Am meisten in Erinnerung bleiben werden mir diverse Rollerfahrten, Sonnenuntergänge und Aussichten von Bergen, vor allem im Norden des Landes. Insgesamt kann ich ein Auslandssemester an der RMIT Vietnam nur empfehlen! Man lernt nicht nur eine andere Kultur kennen und lernt im Rahmen des Studiums dazu, sondern hat auch die Möglichkeit, in einem wunderschönen und facettenreichen Land zu reisen, sowie neue lokale und internationale Bekanntschaften zu machen.

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