10.08.2021

Erfahrungsbericht von Sophia zum Auslandssemester an der RMIT Vietnam

Sophia verbrachte 2021 ihr Auslandssemester an der RMIT University Vietnam. "Saigon ist eine sehr vom Westen beeinflusste Stadt, aber ohne ihren Vietnamesischen Charme zu verlieren. Allein hier gibt es viel zu entdecken, wie den Wolkenkratzer Landmark 81, zahlreiche Tempel, ein Museum über den Vietnamkrieg oder den turbulenten Ben Thanh Market."

Universität in Deutschland: Hochschule Reutlingen

Universität im Ausland: RMIT Vietnam

Studiengang: International Fashion Retail

Belegte Kurse im Auslandssemester:  

  • Managing International Business Responsibly
  • Fashion Sustainability
  • Cross-Cultural Management
  • Social Media and Mobile Marketing

Vorbereitung: Erzähle uns von der Vorbereitung deines Auslandssemesters   

Ich habe mich über die Organisation GOstralia!-GOmerica! beworben, die mit meiner Hochschule in Deutschland zusammenarbeitet. Da es sich bei der RMIT um eine australische Universität mit Campus in Vietnam handelt, vermittelt die Agentur auch dafür Auslandssemester. Durch GOstralia! wurde für mich der Bewerbungsprozess um einiges erleichtert und der organisatorische Aufwand deutlich reduziert.

Als die Zusage von der RMIT kam, ging es mit Vorbereitungen los. Die Corona-Pandemie hat Planungen oft sehr erschwert, aber ich bin stets optimistisch geblieben und davon ausgegangen, dass ich mein Auslandssemester durchführen kann.
Frühzeitig sollte man mit der Planung von Impfungen anfangen. Ich habe alle Impfungen bekommen, die vom Auswärtigen Amt empfohlen wurden. Diese wurden auch alle von meiner Krankenkasse übernommen. Insgesamt waren es 7 Spritzen, zwischen denen gewisse Abstände eingehalten werden müssen. Deshalb ist es sehr sinnvoll, einige Monate vorher damit zu beginnen.

Für das Visum habe ich den „Visa Invitation Letter“ von der RMIT bekommen, den ich zusammen mit meinem Reisepass und dem Geld an das Konsulat nach Frankfurt schicken musste. Ein persönlicher Termin am Konsulat war zum Glück nicht erforderlich. Falls keine Rückmeldung kommt, am besten dort anrufen und nochmals an das Visum erinnern. So hat es bei mir letztendlich geklappt und ich habe es auch rechtzeitig zugeschickt bekommen.
Auch erforderlich war die Organisation von Flug und Hotel-Quarantäne. Dafür arbeitet die RMIT mit einer vietnamesischen Reiseagentur zusammen, über die man beides buchen muss. Beim Hotel konnte ich aus verschiedenen Optionen und Preisklassen auswählen. Definitiv empfehlen kann ich, ein Zimmer mit Fenster zu wählen. Da man 14 Tage in dem Zimmer verbringen wird, sollte man wirklich nicht sparen. Sonnenlicht hilft der Laune in der Quarantäne immens!
72 Stunden vor Abflug musste ich außerdem einen Corona-Test machen. Achtet auf jeden Fall darauf, dass bei der Testmethode RT-PCR steht (qPCR wird von Vietnam nicht akzeptiert).

Ende Februar ging es dann los. Alle deutschen Studierenden sind von Frankfurt geflogen. Bei meinem Flug habe ich auch gleich drei weitere deutsche Studierende getroffen, mit denen ich bis zum Ende befreundet war. Wichtig für den Flug und die Einreise ist, alle Dokumente ausgedruckt dabei zu haben (Reisepass mit Visum, Visa Invitation Letter, negativer Corona-Test, Flugticket, Quarantänehotel-Buchung, Buchung des Transports von Flughafen zu Hotel). Geflogen sind wir mit Qatar Airways, einmal 6 und einmal 7 Stunden und 13 Stunden Aufenthalt in Doha. Nach circa 36 Stunden habe ich schließlich mein Hotelzimmer betreten, das ich leider für 14 Tage nicht mehr verlassen durfte.

Für mich war die Quarantäne in Ordnung, da ich mir bereits im Voraus einige Aufgaben für die Zeit gesucht habe. Ich habe meine Zeit zum Beispiel verbracht mit Bewerbungen schreiben, Sport machen, Videos/ Filme schauen und mit Familie und Freund*innen telefonieren. (Aktuell wurde die Quarantäne leider auf 21 Tage verlängert. Ich hoffe, die Regel wird bald wieder geändert für alle, die einreisen wollen…)

Für die Wohnungssuche kann ich empfehlen, für die ersten Tage eine Unterkunft zu buchen und dann vor Ort zu suchen. Ich hatte den Vorteil, dass ich mit einem deutschen Mädchen, das ich über GOstralia! kennengelernt habe, eine Wohnung geteilt habe und sie schon vor mir dort war und die Wohnungssuche übernommen hat. Für uns hat es sehr gut geklappt mit einem Makler zusammen zu arbeiten. Er hat uns verschiedene Wohnungsbesichtigungen organisiert und war auch danach bei Fragen und Problemen immer zu erreichen. Für die Lage der Wohnung kann ich D7 (sehr nah an der Uni) oder D4 (zwischen Uni und Innenstadt) empfehlen. Abraten würde ich jedoch vom Wohnheim auf dem Campus der Uni, da ich hiervon eher schlechte Erfahrungen von anderen Studierenden gehört habe. Mit einer eigenen Wohnung hat man deutlich mehr Freiheiten und die Preise sind auf jeden Fall bezahlbar.

 

Uni und Campus: Wie hat dir die Uni gefallen? Wie waren die Kurse, die du belegt hast? Was hast du sonst auf dem Campus unternommen? Hast du Tipps, wie man am besten andere Studierende kennenlernt?     

Das Studium an der RMIT Vietnam hat mir sehr gut gefallen. Da es sich um eine internationale Universität handelt, sind alle Vorlesungen und die gesamte Verwaltung auf Englisch. Ich selbst hatte auch nur internationale Professor*innen. Bis auf die letzten zwei Wochen des Semesters (Corona bedingt), haben alle Vorlesungen in Präsenzlehre stattgefunden.

Um 30 ECTS zu erreichen, muss man vier Kurse wählen. Jedoch hat man natürlich nur 3 Monate Vorlesungen, anstatt 4-5 Monate in Deutschland. Dementsprechend ist der Aufwand sehr hoch. Die meisten Vollzeit-Studierenden an der RMIT belegen gerade mal zwei Kurse pro Trimester.
Außerdem hatte ich keine Klausuren am Ende, wie in Deutschland, sondern 3-4 Assignments auf das Semester verteilt. Diese bestanden aus Essays, Präsentationen und mindestens einer Gruppenarbeit in jedem Kurs. Dadurch lernt man zwar unter dem Semester mehr, hat aber einen relativ hohen Zeitaufwand. Gerade wenn man das Wochenende zum Reisen nutzen möchte, gibt es unter der Woche viel zu tun.

Bei meinen Kursen habe ich mich für eine Mischung aus Management und Fashion-Kursen entschieden:
• Cross-Cultural Management (empfehlenswert, Workload angemessen, Interview mit Unternehmen)
• Managing International Business Responsibly (empfehlenswert, Workload angemessen)
• Social Media and Mobile Marketing (nicht empfehlenswert, Workload sehr hoch und sehr strenge Bewertung, komplett online)
• Fashion Sustainability (sehr empfehlenswert, Workload angemessen, Industriebesuch von nachhaltiger Bekleidungsfabrik)

Der Campus ist super modern ausgestattet. Sogar ein Fitnessstudio, Tennis-, Basketball- und Fußballplatz, ein Schlafraum und viele Sitzmöglichkeiten sind vorhanden. Außerdem gibt es einige Essensmöglichkeiten (vietnamesisch, indisch, westlich, mexikanisch, …) und die Preise sind sehr bezahlbar.

Besonders gefallen hat mir das Buddy-Programm und die Organisation der internationalen Studierenden. Es wurden einige Events für uns angeboten, wie ein Kochkurs, eine Städtetour durch Saigon und ein Vietnamesisch-Kurs. Dadurch hat man gleich viele Studierende kennengelernt und etwas über Vietnams Kultur erfahren. Tatsächlich habe ich auch meine Zeit meistens mit den internationalen und ein paar vietnamesischen Studierenden verbracht.

 

Ho-Chi-Minh City

Stadt und Umgebung: Wie hat dir deine Studienstadt gefallen? Erzähle von deinen Reisen am Wochenende oder in der Semester Break.     

Ich habe während meines Studiums in Saigon gelebt, der größten Stadt Vietnams. Die Stadt ist eine Mischung aus alter Tradition und schnelllebiger Moderne. Daher ist Saigon eine sehr vom Westen beeinflusste Stadt, aber ohne ihren Vietnamesischen Charme zu verlieren. Allein hier gibt es viel zu entdecken, wie den Wolkenkratzer Landmark 81, zahlreiche Tempel, ein Museum über den Vietnamkrieg oder den turbulenten Ben Thanh Market. Außerdem ist die kulinarische Vielfalt nicht zu überbieten und die Preise super erschwinglich. Für ein Vietnamesisches Essen mit Getränk habe ich oft gerade mal 1-2€ bezahlt. Westliche Restaurants sind natürlich etwas teurer (ca. 8€), aber immer noch sehr günstig im Vergleich zu Europa. Deshalb sind wir auch fast jeden Tag Essen gegangen oder haben uns Essen nach Hause bestellt. In den ersten Monaten konnten wir auch das Nachtleben genießen und ganz normal in Bars und Clubs feiern gehen.
Der Transport in Saigon ist am einfachsten mit Rollertaxis, wie Grab oder Gojek. Die Fahrt von meiner Wohnung zur Uni hat nur etwa 50ct gekostet. Wer möchte, kann natürlich auch selbst einen Roller mieten und damit durch die Stadt fahren.
Wie vorher beschrieben sind die Wohnungspreise ebenfalls sehr erschwinglich für die Leistungen, die man bekommt. Unsere Wohnung hatte zwei Schlafzimmer, zwei Bäder, einen großen Wohn- und Essbereich und eine große Terrasse. Außerdem war noch eine große Poolanlage, ein Fitnessstudio, ein Tennisplatz und zahlreiche Einkaufs- und Ess/-Trinkmöglichkeiten Teil unseres Wohnkomplexes. Je nachdem, wie viel Geld man ausgeben möchte, kann man natürlich noch viel luxuriöser leben und ohne wahnsinnig hohe Mietpreise zu bezahlen.
Meine freie Zeit in Vietnam habe ich hauptsächlich mit Reisen verbracht. Ich habe wahnsinnig viel erlebt und gesehen, von einer 2000 km langen Rollertour durch den Norden Vietnams, über einen entspannten Urlaub am Strand bis zu Wandern zwischen Reisterrassen. Der Transport mit Flügen, Zügen und (Nacht-)Bussen ist ebenfalls sehr einfach und günstig. Der große Vorteil für uns war, dass durch die Pandemie kaum Touristen im Land unterwegs waren. Daher hatten wir viele Attraktionen für uns alleine und mussten wenig in Schlangen stehen oder haben Rabatt auf Eintrittskarten bekommen.

 

Fazit: Erzähle uns von den Erfahrungen, die du in deinem Auslandssemester gemacht hast und wie es dich in deiner persönlichen Entwicklung weiter gebracht hat.     

Meine vier Monate in Vietnam haben mich wahnsinnig bereichert. Ich habe mich sofort verliebt in das vielseitige, chaotische und liebenswerte Land und seine Menschen. Außerdem habe ich viele internationale Freundschaften geschlossen und meine Englisch- (und etwas Vietnamesisch) Kenntnisse deutlich verbessert. Daneben wurde ich selbstständiger und habe gelernt, offener mit neuen und unbekannten Situationen umzugehen.
Ich kann jedem empfehlen nach Vietnam zu reisen und das wunderschöne Land zu erkunden. Auch dort zu leben hat mir sehr gefallen und würde ich jederzeit wieder machen.

 

Sonstiges: Hast du uns noch mehr zu berichten? Wir freuen uns über jede Story.     

Kosten und Finanzierung sind vllt. auch interessant:

Für mein Auslandssemester sind doch einige Kosten zusammengekommen.
• Studiengebühren: 5500 USD für Studierende von Partnerhochschulen für ein Trimester (sonst 6000 USD). Diese werden aber vom Auslandsbafög übernommen, wenn man Anspruch darauf hat.
• Hinflug: 1100 USD (konnte nur über die Reiseagentur der RMIT gebucht werden)
• Quarantäne: 1400 USD (ebenfalls nur über Reiseagentur)
• Wohnung: ca. 300 € (natürlich abhängig von Lage, Anzahl der Personen, wie modern, usw. Die Mieten liegen im Bereich von circa 250-450€)
• Sonstige Kosten, wie: Essen und Getränke, Rollertaxi, Reisen, …
• Insgesamt hatte ich circa 11.000€ Ausgaben (Ende Februar bis Anfang Juli).

Finanziert habe ich mir das Auslandssemester durch das HAW.International Stipendium vom DAAD und ein Social Media Ambassador Stipendium von GOstralia. Darüber hinaus noch von Erspartem und Unterstützung meiner Eltern.