Sonnenuntergang in Neuseeland

16.06.2023

Studium & Campus an der Victoria University of Wellington

Wer sich entscheidet an der Victoria Universität in Wellington zu studieren, der hat meiner Meinung nach eine tolle Wahl getroffen. Ich war im Laufe meines Bachelor- und Masterstudiums bereits an 3. Universitäten (Uni Tübingen, Uni Chárite Berlin, Uni Utrecht in den Niederlanden), Wellington gefällt mir aber vom Campus, den Möglichkeiten, der Struktur, dem Aufbau, der Organisation und den internen Hierarchien am besten!

Campusleben

Da ich im Gesundheits- und Geographiebereich studiere, bin ich in meiner Zeit in Wellington am Kelburn-Campus und kann daher auch nur für diesen sprechen. Zu Beginn sei gesagt - oh Überraschung - dieser Campus liegt auf dem Berg und verlangt einem wirklich kurz einiges ab, entscheidet man sich vom Zentrum aus hochzulaufen, - belohnt jedoch jedes mal aufs Neue mit einem Blick auf ganz Wellington, den Hafen und
die Umgebung! :) Alternativ kann man auch mit dem Bus hochfahren (vom Hbf) oder mit der Cable-Car-Bahn, die allerdings etwas mehr kostet.

Was mich bereits zu meinem Beginn an der Uni beeindruckt hat, sind die unglaublich vielen und unzähligen Möglichkeiten für Studierende Plätze zum Lernen, Austausch, Ausruhen, Schlafen oder Arbeiten zu finden. Man biegt einmal irgendwo anders ab und hat schon wieder einen neuen Raum, ein neues Lerneck, ein gemütliches Sofa oder eine sonnige Terrasse gefunden, wo man bleiben möchte. Die Universität bietet wirklich unglaublich viel Raum für Studierende sich zu treffen und den Tag am Campus zu verbringen, ohne das man ständig das Gefühl von Universität um sich herum hat.

Es gibt überall wahnsinnig viele Pflanzen und alle Bereiche, die auch nur annähernd zum Verweilen, Lernen, Entspannen oder Treffen einladen, sind wirklich toll und schön gestaltet (ich kann mich auch nach Monat 2 noch nicht entscheiden wo ich es am schönsten finde!). Der ganze Campus und alle Orte im Freien (und das sind ziemlich viele) fühlen sich inmitten von Farnbäumen, Palmen und anderen Pflanzen einfach mehr nach einem Resort in Bali als Universität an´.

Außerdem gibt es an allen Instituten oder auch in „The Bubble“ mindestens immer einen Raum wo es (guten!) kostenlosen Kaffee, Tee und manchmal auch Kuchen oder Obst frei umsonst gibt. „The Bubble“ ist allgemein ein herrlicher Ort, um sich eine kleine Pause vom hektischen Leben an der Uni zu nehmen, hier gibt es von Musikinstrumenten, Konsolen, Tischkicker und Sitzsäcken bis hin zu einer kleinen Küche eigentlich alles - ein toller Ort um Menschen kennen zu lernen und ein bisschen soziale Kontakte aufzubauen! Von veganer Küche (Krishna) bis hin zu Vietnamesisch oder Sushi gibt es an der Uni für jeden Geschmack etwas zu finden. Es gibt zahlreiche Cafes, immer bezahlbaren und niemals schlechten Kaffee und genügend Möglichkeiten Bäckersachen oder belegte Brötchen zu finden. Meine persönlichen Favoriten: Das „Ramsey House“ weil es hier immer so herrlich ruhig ist und dort den ganzen Tag Jazz läuft ODER „The Lab“ weil die die besten Mandelcrossaints haben!). Eine Sache, das es in Neuseeland aber leider nicht gibt - eine Mensa. Das bedeutet, ihr habt zwar eine tolle Auswahl an Essen, zahlt aber auch eher normale bzw. durchschnittliche Preise für das Essen am Campus.

Unistruktur und Organisation

Die Struktur, Organisation und der Aufbau der Vic Uni erinnern im Großen und Ganzen schon an deutsche Universitäten. Was einem jedoch gleich auffällt wenn man hier studiert, ist das Persönlichere auf allen (Organisations)ebenen. Kaum jemand wird mit dem Nachnamen angesprochen, auch nicht Dozenten oder Institutsleitungen, das schafft eine ganz neue Möglichkeit für Begegnung und man hat bereits dadurch schon das Gefühl mehr auf Augenhöhe mit allen Personen zu sein, mit denen man im Laufe der Zeit so in Kontakt kommt - sei es die Frau in der Bibliothek, ein/e Dozent/Dozentin oder anderes Fachpersonal, von dem man bei irgendetwas Hilfe benötigt. Man begegnet sich hier einfach anders und tendenziell auch freundlicher, offener und herzlicher, als ich es von meinen Universitäten kenne.

Man hat an der Vic Uni einfach das Gefühl, das auf das Vorankommen, die Unterstützung und das (mentale) Wohlbefinden der Studierenden großen Wert gelegt wird und das wird auch so praktiziert. Die Uni bietet jegliche Form von Unterstützung für Studierende an, von einem IT-Helpdesk, zu spezieller Unterstützung für Maori-Studierenden, Tiermeditation, Lern- und Schreib-Gruppen bis hin zu einem Team für die Unterstützung von Bewerbungen - es wird also jedem bei seinen ganz individuellen Bedürfnissen geholfen und die Auswahl an Möglichkeiten ist auch hier wahnsinnig groß. Außerdem bietet die Uni einem wie alle deutsche Hochschulen ein großen Angebot an Teams, Clubs und Societies an, welchen man sich anschließen oder beitreten kann. Die Auswahl ist wirklich gigantisch groß. Ich persönlich bin nach meiner Ankunft dem Runners- und Tramping-Club beigetreten, um Menschen zu finden, mit denen ich Sport machen kann und gemeinsam zum Zelten und Wandern gehen kann. Ich kenne aber auch Kommiliton/innen die dem Kajakclub, dem Fechtclub, der A-Capella-Band oder der Food Society beigetreten sind - es ist also wirklich für jedes Hobby, jedes Interesse und jede Suche etwas dabei! :) Zu Beginn des Semester gibt es auch immer einen Tag am Campus, an dem alle Clubs und Societies die Möglichkeit haben Stände aufzubauen, in Kontakt zu treten und sich vorzustellen - nehmt das auf jeden Fall mit, so trifft man gleich Geichgesinnte! :)

Studium

Das Studieren an der Vic Uni macht mir persönlich wahnsinnig viel Spaß. Natürlich hat man anfänglich vielleicht auch immer etwas Bedenken wegen der Sprachbarriere, diese verflogen bei mir aber bereits nach meinen ersten Unterrichtstagen. Das Unterrichts-,Seminar- und Tutoriumsumfeld sind so offen, freundlich und herzlich gestaltet, dass man sich einfach wohlfühlen muss. Da ich im Gesundheitsbereich studiere und mein Schwerpunkt in Neuseeland auf Modulen hinsichtlich Kultur liegt, habe ich wahrscheinlich noch einmal etwas mehr das ganz besondere Gefühl gehabt, dass alle meine Dozent/innen und Kommiliton/innen besonders offen, hilfsbereit und proaktiv sind. Man wird als internationaler Studierender so schön aufgenommen (findet auch in seinem Kursimmer noch weitere internationale Studierende) und an das neuseeländische Studiensystem herangeführt. Eine meiner bisher erstaunlichsten Erfahrungen bisher war die Tatsache, dass all meine Dozent/innen im Masterprogramm A4 Blätter mit unseren Namen und Fotos beklebt haben, um so zu lernen wie jede einzelne Person aus dem Kurs heißt. Haben sie nicht gewusst wie man einen Namen ausspricht, sind sie in der Pause auf einen zugekommen, haben nachgefragt und sich dazu eine Notiz gemacht, um es in Zukunft richtig auszusprechen - egal welcher Name, egal welche Sprache - diese persönliche und zugehende Art und Weise hat mich ziemlich beeindruckt.

Zudem beginnen einige Dozenten mit dem traditionellen Karakia der Maori - eine Art spirituelles Gebet für ganz unterschiedliche Lebensbereiche. Die Maori-Kultur findet (in meinen Kursen) eine sehr große Anwendung, wenn es um Perspektiven, Ansichten, Wissen, Theorien und Traditionen geht. Auch Frontalunterricht, so wie es die meisten aus Deutschland kennen werden, habe ich hier nicht direkt. Es gibt mehr Pausen, kürzere
Vorlesungszeiten, aktivere Gestaltung des Unterrichts und immer eine gewisse Mitarbeit bzw. Übungen mit Studierenden - was einen langen Unitag wesentlich angenehmer gestaltet und der Konzentration mehr hilft, als 120 Minuten zuhören! :)

Die Studienleistungen unterscheiden sich aber teilweise schon deutlich von Leistungen in Deutschland, da sie einfach anders aufgebaut sind und es oftmals mehr während des Semesters zu tun gibt und man etwas mehr „am Ball bleiben“ muss. Das hat aber ganz klar den Vorteil, dass am Ende des Semesters nicht eine lange und zähe Prüfungsphase auf einen zukommt und man wahrscheinlich wesentlich nachhaltiger lernt, sich beteiligen kann am Unterricht und Interesse entwickelt für Themen. Ich finde diese Art des Lernens und der Leistungen persönlich besser als nur Examen oder Hausarbeiten zu schreiben (gibt es hier aber beides auch) und habe das Gefühl so einfach mehr vom Unterricht und den Inhalten zu verstehen und zu vertiefen. Sollte man dennoch Probleme mit einer Abgabe, einer Leistung oder dem Verständnis haben, gibt es zahlreiche Anlaufstellen, Lerngruppen, Hilfsangebote - teilweise von Studierenden aus höheren Semestern oder auch der Uni selbst. Wenn ihr privat eine schwere Zeit habt (Heimweh, Beziehung, Wohnung), ihr krank wart oder viel beim Nebenjob einspringen musstet, gibt es hier in Neuseeland auch immer die Möglichkeit sich direkt an die Dozent/innen zu wenden und das mit diesen zu besprechen - hier ist jeder immer sehr gewillt und offen dafür eine Lösung zu finden, solange man einfach auf die Menschen zugeht!