25.07.2023
Erfahrungsbericht von Sarah zu Melbourne und Monash University
Gasthochschule
Allgemeines, Lage, Größe, Semesterzeiten, Angebote auf dem Campus
Die Monash University verteilt sich über drei Standorte in der Stadt, wobei ich alle meine Kurse auf dem Clayton Campus, dem größten Campus, hatte. Der Campus ist so groß (ca. 40.000 Studierende nur auf diesem Campus), dass man teilweise 15 Minuten braucht, um von einem Raum zum nächsten zu kommen – das muss man unbedingt einplanen, vor allem wenn man das erste mal nach seinen Kursen sucht. Das sollte man auch bereits bei der Wahl der konkreten Kurszeiten im Kopf behalten, da es, anders als bei uns, zwischen den Kursen keine Pausen gibt. Zwei Kurse direkt hintereinander bedeuten also oft, dass man den einen Kurs früher verlassen muss bzw. zu spät zum anderen kommt.
Ich habe daher bewusst keine zwei Kurse direkt hintereinander belegt, habe aber viele andere Studierende gesehen, die dann eben immer ein bisschen früher gehen mussten. Wer seine Kurse über den Clayton und Caulfield Campus verteilt hat, kann dann einfach den kostenlosen Shuttle Bus nutzen, der ca. eine halbe Stunde unterwegs ist und sehr regelmäßig fährt. Der Campus ist super modern und hochwertig ausgestattet, man findet neben den Büchereien auch in fast jedem anderen Gebäude viele gemütliche Ecken zum Lernen und Arbeiten.
Leider gibt es keine Mensa, dafür findet man im Campus Center und auch über den restlichen Campus verteilt aber jede Menge verschiedene Restaurants, Cafés und Imbisse, sowie einen Supermarkt, Friseur, Apotheke, Arzt etc. und eine große Sportanlage mit Gym und Swimmingpool (die von Austauschstudierenden für nur 249 AUD für das gesamte Semester unbegrenzt genutzt werden können) - alles also, was das Herz begehrt!
Besonders auffallend ist die Diversität hier an der Universität, was man aus Deutschland überhaupt nicht gewohnt ist. Hier trifft man so viele Menschen aus den verschiedensten Ländern, hört alle möglichen Sprachen und trifft auf viele verschiedene Religionen und Kulturkreise. Das ist eine absolute Bereicherung und eine superschöne Abwechslung zur deutschen, sehr weißen, akademischen Landschaft.
Mein Auslandssemester in Melbourne war im (deutschen) Sommersemester, was in Australien das Wintersemester ist und von Februar bis Juni geht. Da ich im vorherigen Wintersemester nur Blockseminare hatte, gab es bei mir aber zum Glück keine Überschneidung und ich musste vor Ort dann auch an keinen Abgaben der Uni Augsburg mehr arbeiten. Anders als bei uns hat man bereits für die erste Vorlesungswoche Readings, sodass man schon in der O-Week anfangen muss, seine Kursinhalte vorzubereiten. Das ist absolut kein Problem, aber man muss es wissen!
Fakultät, Kursangebot, Niveau, Prüfungsarten, Vergleichbarkeit und Anerkennung von Kursen
Alle meine Kurse waren an der Faculty of Arts und das Niveau war um ein Vielfaches höher, als an der Universität Augsburg. Die Monash University spielt ganz weit oben mit im weltweiten Vergleich – und das merkt man auch! Wer ein entspanntes Semester mit viel Freizeit erwartet oder denkt, dass es vom Niveau her ähnlich ist, wie bei uns in Deutschland (so wie ich es erwartet hatte), liegt leider falsch.
Auch viele Studierende, die ihr gesamtes Studium an der Monash University absolvieren, haben mir gesagt, dass das Studierendenleben in Australien zu den stressigsten Zeiten des Lebens gehört – nicht
wie bei uns, wo Studierende eigentlich die beste Zeit ihres Lebens haben. Wer allerdings tatsächlich der Bildung wegen an die Monash University kommt, wird hier nicht enttäuscht – es wird zwar enorm viel erwartet, aber das Niveau und somit die vermittelte Bildung, ist wirklich extrem hoch und ein riesiges Privileg. Man merkt natürlich, dass die Uni sehr viel finanzielle Mittel zur Verfügung hat und profitiert davon auch als exchange student enorm – so hat man beispielsweise Zugang zu eigentlich allen Fachartikeln und Publikationen, was ich von Augsburg auch nicht gewohnt bin.
Der Kursaufbau und vor allem die Prüfungsarten unterscheiden sich auch etwas von Augsburg – an der Monash Uni ist es sehr viel mehr wie in der Schule mit regelmäßigen Assessments während des Semesters, sodass eine freie und flexible Zeiteinteilung nicht möglich ist, da sich eine Abgabe an die nächste reiht. Zumindest für meine Kurse habe ich den Workload als extrem hoch empfunden und habe jeden Tag 8-10 Stunden lernen müssen, um mit den wöchentlichen Readings und den vielen Assessments während der Vorlesungszeit mithalten zu können. Klassische Hausarbeiten hatte ich keine, dafür aber Thesenpapiere, verschiedene Formen von Essays (1000 - 3000 Wörter), ein eigenes Meme, Präsentationen und 2 Prüfungen. Anders als bei uns wurde bei mir in 2 Kursen darüber hinaus durch wöchentliche Online-Diskussionsrunden und Tests abgefragt, ob die Readings auch tatsächlich vorbereitet wurden – was ebenfalls benotet wird und in die Gesamtnote einfließt.
Anders als bei uns wird teilweise durch wöchentliche Diskussionsrunden oder kleine Tests abgefragt, ob die Readings auch tatsächlich vorbereitet wurden – was ebenfalls benotet wird und in die Gesamtnote einfließt. Möglicherweise habe ich einfach eine unglückliche Kombination an Kursen erwischt, aber für mein Empfinden wird von den Studierenden zu viel verlangt. Ich hatte jede Woche 1-2 benotete Abgaben und ca. 300 Seiten an Readings vorzubereiten. Anders als ich es aus Augsburg kenne, mussten auch alle großen Abgaben (in meinem Fall 7) während der Vorlesungszeit abgegeben werden, was extrem stressig war. Nach Ende der Prüfungsphase hat man dann eine freie Woche, um zu lernen bevor die 3-wöchige Prüfungsphase mit den Abschlussprüfungen losgeht (hat man aber nicht unbedingt in jedem Kurs).
Zur Anerkennung kann ich noch nichts sagen, die Units sollten meines Wissens aber mehr ECTS bringen, als sie Punkte an der Monash University bringen. Das liegt daran, dass eine Unit aus einer Vorlesung und einem zugehörigen Workshop/Tutorium bestehen. In meinem Fall fanden die Vorlesungen alle online (asynchron) statt und die zugehörigen Tutorien dann in Präsenz an der Uni.
Belegte Kurse an der Gasthochschule
Ich habe ganz bewusst nur 3 Units gewählt und fand das vom Lernaufwand auch mehr als ausreichend, 4 hätte ich zeitlich nicht geschafft bzw. hätten meine Noten dann extrem darunter gelitten.
Meine Kurse „Human Rights Theory 1“, „Understanding Development – Discourse, Power and Practice” und “Poverty, Propersity und Sustainability in a Globalised World” waren allesamt super spannend und lehrreich und haben sich teilweise ergänzt bzw. sich in einen Gesamtkontext eingefügt, was es noch spannender gemacht hat.
Vor allem „Understanding Development“ war für mich ein unfassbar wertvoller Kurs, da er als Bestandteil eines internationalen Masterstudiengangs von wahnsinnig vielen internationalen Studierenden belegt wird, von deren Erfahrungen und Perspektiven man absolut profitieren kann. Auch die Dozierenden verfügen über enorm viel Fachwissen und engagieren sich in einem Maße für den Lernerfolg ihrer Studierenden, wie ich es aus Deutschland nicht kenne. Ich weiß nicht, ob das für alle Dozierenden gilt, aber zumindest in meinen Kursen habe ich auf alle Essays etc. sehr umfangreiches und hilfreiches Feedback bekommen, was bei uns in Augsburg i.d.R. auch nicht der Fall ist.
Sprachniveau (Unterrichtssprache und ggf. Landessprache), Sprachbarrieren, ggf. Sprachkurse
Das geforderte C1-Niveau braucht es natürlich, da alles auf Englisch stattfindet – wenn man das hat, kann man aber eigentlich problemlos folgen und in den Kursen partizipieren. Dennoch war das auch ein Grund für mich, nur 3 Units zu belegen, da das Lesen und Verfassen von akademischen Texten als Nicht-Muttersprachler natürlich etwas länger dauert.
Wohnen
Wohnungssuche
Wie empfohlen habe ich mit der Wohnungssuche erst vor Ort begonnen und mir für die ersten zwei Wochen ein AirBnb in Campusnähe gesucht. Ich hatte vorab schon etwas überlegt, in welchem Suburb ich wohnen möchte und habe mich wegen der Nähe zur Uni dann für Clayton entschieden, da ich nicht jedes mal 1-2 Stunden zu meinen Kursen fahren wollte (und mir etwas in der Innenstadt auch nicht hätte leisten können).
Vor Ort habe ich dann über Gumtree (ähnlich wie ebay Kleinanzeigen) gesucht, bin nach 2 Tagen fündig geworden und hatte nach der ersten Besichtigung schon meine Zusage. Angereist bin ich am 10. Februar, also ca. 2 Wochen vor Vorlesungsbeginn und hatte das Gefühl, dass das zeitlich absolut ausreichend war und es noch mehr als genug passende Angebote gab. Von anderen Studierenden habe ich aber gehört, dass es teilweise mehrere Wochen gedauert hat – ist also sehr unterschiedlich und wahrscheinlich gehört auch immer ein bisschen Glück dazu.
Unterbringung, Ausstattung, Kosten, Standard
Für mein möbliertes Zimmer in einer 3er-WG mit Terrasse, 2 Bädern und nur 15 Minuten Laufweg zum Campus habe ich 200 AUD/Woche (incl. Bills) gezahlt, was absolut fair und nicht zu teuer war.
Die Wohnung war super modern und mit allem ausgestattet, sodass ich mir eigentlich nichts neu kaufen musste, was super angenehm war. Ich muss allerdings sagen, dass Clayton nicht gerade das spannendeste Suburb zum Leben ist. Es ist zwar sauber, sicher, nahe am Campus und man hat alle nötigen Geschäfte in der Nähe, ansonsten ist es aber ziemlich ausgestorben und mehr oder weniger einfach ein Wohnviertel, in dem man sonst nichts weiter unternehmen kann.
Mit dem Zug sind es ca. 40 Minuten ins Stadtzentrum und der Zug fährt recht regelmäßig (am Wochenende auch die ganze Nacht). Allerdings wurde am Ende meines Aufenthaltes (Juli 2023) eine größere Baustelle auf der Strecke gestartet, die wohl ein Weilchen dauern wird und den Verkehr teilweise erheblich beeinflusst (Busse statt Züge, lange Wartezeiten, lange Fahrtzeiten, kein Nachtverkehr etc.). Falls jemand überlegt, in den kommenden 1-2 Jahren nach Clayton zu ziehen, würde ich mich vorab sicherheitshalber nochmal informieren, ob die Baustelle immer noch läuft und mich dann ggf. lieber für ein anderes Suburb entscheiden.
Stadt und Freizeit
Anreise und Infrastruktur
Bei der Anreise habe ich mich für einen etwas längeren, dafür aber um ein Vielfaches günstigeren Flug entschieden. Statt wie die meisten über Dubai o.Ä., bin ich über die USA geflogen und habe mir so ca. 1000€ für den Flug gespart. Für Austauschstudierende organisiert die Monash University einen Abholservice, der einen direkt vom Flughafen abholt und an jede beliebe Adresse bringt – das ist super angenehm und hilfreich, wenn man neu in der Stadt ist und sich noch nicht auskennt!
Evtl. für die Rückreise relevant (da es den Shuttle nur für die Ankunft gibt): es wird immer suggeriert, dass man nur mit dem SkyBus vom Flughafen in die Innenstadt kommt (oder umgekehrt), der mit 20 AUD pro Strecke aber relativ teuer ist. Es gibt aber auch einen ganz normalen Linienbus, der ebenfalls direkt zum Flughafen fährt, aber nicht beworben wird. Damit kostet es dann nur 4,60 AUD. Auch bei der Suche über die PTV-App (für den ÖPNV in Melbourne) wird einem diese Verbindung nicht angezeigt, sondern nur wenn man über Google Maps sucht.
Um den ÖPNV nutzen zu können, benötigt man die myki-card, die man mit einem Budget aufladen kann und dann für jede Fahrt im ÖPNV benutzt. Für Master-Studierende ist auch wichtig zu wissen, dass es keine Ermäßigung für den ÖPNV gibt! Bachelor-Studierende können sich eine Concession-Card von der Uni ausstellen lassen und zahlen dann glaube ich nur den halben Preis für jede Strecke.
Insgesamt muss ich leider sagen, dass ich ziemlich schockiert über den sehr schlecht ausgebauten ÖPNV in Melbourne bin. Diese Stadt ist in erster Linie für Autos gebaut, in den Suburbs muss man auch gar nicht erst versuchen längere Strecken mit Fahrrad zu fahren, da es keine Fahrradwege gibt und das Fahren auf der Straße zu gefährlich und auf dem Bordstein kaum möglich ist (weil zu schmal).
Mir war anfangs nicht bewusst, wie schlecht die Infrastruktur für Fahrradfahrer ist, sodass ich mir zu Beginn des Semesters ein sehr günstiges Fahrrad auf Gumtree gekauft habe, es dann aber letztendlich nur für kurze Strecken zum Campus und zurück benutzt habe.
Der ÖPNV ist zwar vergleichsweise günstig, besteht in den Suburbs aber vor allem aus Bussen, die ab 19/20 Uhr größtenteils aufhören zu fahren. Anfangs bin ich ein paar mal zu verschiedenen Stränden gefahren, was von Clayton aus mit dem Bus jeweils ca. 1 Stunde gedauert hat. Der Heimweg hat dann allerdings jedes mal 2-3 Stunden gedauert, weil die Busse um 21 Uhr nicht mehr gefahren sind.
Leider ging es mir mit sehr vielen Dingen so: prinzipiell bietet Melbourne viele Möglichkeiten, sehr vieles davon fällt aber weg, wenn man kein Auto hat, da vieles mit dem ÖPNV schlicht nicht zu erreichen ist oder 2-3 mal so lange dauert und somit auch oft nicht machbar ist.
Lebenshaltungskosten
Insgesamt ist vieles in Australien deutlich teurer als bei uns in Deutschland, sodass das auf jeden Fall im Budget eingeplant werden muss – pauschal kann man es nur schwer sagen, manche Sachen sind vergleichbar, andere ca. um 1/3 teurer. Vieles klingt zwar im ersten Moment sehr viel und gleicht sich zwar durch den Wechselkurs wieder aus, manche Lebensmittel sind aber oft einfach teurer. Manch ein Käse im Supermarkt kostet z.B. teilweise 15 AUD, also ca. 10€, und eine Flasche Shampoo, die in Deutschland 2€ kostet, kostet in Australien 10 AUD, also ca. 6€.
Wenn man die Zeit hat sich einen Job zu suchen und nebenbei zu arbeiten, kann man sich die hohen Preise aber problemlos leisten, da der Mindestlohn in Australien entsprechend hoch ist (ca. 21 AUD, man bekommt je nach Stelle aber oft deutlich mehr). Leider haben meine Kurse es nicht zugelassen nebenbei zu arbeiten, sodass ich allein mit dem Auslands-BAföG klarkommen musste, da ich nicht all meine Ersparnisse verpulvern wollte. Das hat gerade so für die Lebenshaltungskosten und das Nötigste gereicht (Miete, Lebensmittel, Transportkosten, Gym, Handykosten), für mehr aber auch nicht.
Wer viele Ausflüge unternehmen und etwas mehr vom Land sehen möchte, muss auf jeden Fall ein ordentliches Reisebudget einplanen. Auf die Option zu arbeiten allein würde ich mich nicht verlassen, da der Workload in der Uni wirklich heftig ist und ich froh bin, nicht auf den Job angewiesen gewesen zu sein.
Nahe des Clayton Campus gibt es einen tollen Verein mit vielen großartigen Volunteers (weExplore), der eine Students Food Bank eingerichtet hat. Hier kann man während des Semesters jeden Sonntag 2 Einkaufstüten voller frischer und haltbarer Lebensmittel bekommen – und das für nur 5 AUD! Auch an der Uni werden immer wieder kostenlose Mittagessen oder Lebensmittel von verschiedenen Associations (z.B. monash graduate association) verteilt.
Angebote in der Stadt und Umgebung, Freizeitmöglichkeiten
Melbourne wird ja immer wieder zu einer der lebenswertesten Städte gezählt und das breite Angebot an Freizeitmöglichkeiten, das man hier findet, ist auf jeden Fall ein guter Grund dafür!
In der Stadt selbst gibt es ständig große Konzerte, Festivals, Sportveranstaltungen, Ausstellungen u.Ä., sodass man jedes Wochenende ausgehen und etwas anderes unternehmen kann. Allerdings ist das Wenigste davon kostenlos und die Eintritte (abgesehen von ein paar kostenlosen Veranstaltungen und Museen) i.d.R. ziemlich teuer. Für die meisten Galerien o.Ä. lag der ermäßigte Preis bei 40 AUD, was ca. 25€ sind.
Im Stadtzentrum findet man ein Restaurant, ein Café und eine Bar neben der anderen und kann sich durch alle möglichen Küchen und Cocktailkarten probieren.Wenn man etwas aus der Stadt herauskommen möchte, kann man an einen der vielen Strände fahren, von denen auch viele mit dem Bus erreichbar sind. Auch ein Ausflug in den Dschungel lohnt sich auf jeden Fall, da die ganze Stadt davon umgeben ist und es nicht lange dauert, bis man dort ist (z.B. 1000 Steps oder Dandenong Ranges). Puffing Billy, eine alte Dampflok, die durch den Dschungel fährt und bei der man die Beine rausbaumeln lassen kann, war mein persönliches Highlight.
Von Melbourne aus lassen sich auch die Great Ocean Road und Philipp Island gut erreichen. Die Penguin Parade auf Philipp Island war wirklich toll und würde ich jedem empfehlen zu machen.
Natürlich gibt es noch viel, viel mehr. Allerdings braucht man für die allermeisten Aktivitäten ein Auto, selbst in der Stadt. Daher kommen viele der Angebote leider überhaupt nicht in Frage, wenn man kein Auto hat, da es nur die größeren Touren als geführte Bustouren zu buchen gibt (z.B. über Backpackerdeals).
Soziale Kontakte, Anschluss zu Einheimischen und/oder anderen Austauschstudierenden
Die Monash University macht es einem sehr leicht, andere Austauschstudierende kennenzulernen und schnell Kontakte zu knüpfen. Schon in der O-Week speziell für Austauschstudierende (zwei Wochen vor Vorlesungsbeginn) gibt es super viele verschiedene Angebote und Touren, zu denen man sich anmelden kann, sodass man ganz automatisch mit vielen anderen Leuten in Kontakt kommt.
An der Uni gibt es aber auch noch viele verschiedene Clubs und Societies zu allen möglichen verschiedenen Themen, sodass man auch während des Semesters eine feste Gruppe haben kann, um den Anschluss nicht zu verlieren. Nachdem die Universität und auch das ganze Suburb Clayton so wahnsinnig interkulturell und international sind, hat es tatsächlich ein Weilchen gedauert, bis ich die erste einheimische Person kennengelernt habe.
Insgesamt sind in Australien aber alle wahnsinnig offen und freundlich, sodass auch hier der Kontakt nicht zu schwer aufzubauen sein sollte.
Sonstiges
Wer gerne etwas mehr von Melbourne und Australien sehen möchte, sollte unbedingt genug Zeit vor und/oder nach der Vorlesungs- und Prüfungszeit einplanen. Wegen anderer Verpflichtungen konnte ich jeweils nur 2 Wochen am Anfang und am Ende anhängen und bin vorab davon ausgegangen, dass ich auch während des Semesters mehr unternehmen kann, da ich nur von Montag bis Mittwoch Kurse hatte. Falsch gedacht.
Also wenn ihr die Zeit habt, lohnt es sich auf jeden Fall das lange Visum auszunutzen und hinterher noch ein bisschen länger zu bleiben und rumzureisen – genug zu sehen gibt es auf jeden Fall!
Land und Kultur
Kulturelle Eigenheiten, Kulturschock
Nachdem sich Australien jetzt nicht so sehr von Deutschland und Europa unterscheidet, muss man keinen großen Kulturschock befürchten. Da sind es eher die Kleinigkeiten, die einem so im Alltag
auffallen. Auch kulturelle Eigenheiten sind mir keine besonderen aufgefallen, nur der australische Slang kann manchmal etwas schwer verständlich sein.
Etwas überraschend und vielleicht eine Erwähnung wert, ist dass in Melbourne vieles sehr früh schließt. Z.B. Banken um 16 Uhr, Cafés oft um 14/15 Uhr und kleinere Läden (abgesehen von den großen Ketten) zwischen 16-18 Uhr. Am Samstag schließt das meiste noch früher, oft schon gegen 13/14 Uhr. Das hatte ich von so einer großen Stadt nicht erwartet und konnte mich bis zum Schluss nicht daran gewöhnen – vor allem in Kombination mit den teilweise sehr langen Wegen und Fahrtzeiten.
Einreisebedingungen, Visum, Meldebestimmungen (v.a. für Nicht-EU-Länder!)
Durch die Unterstützung, die wir während der gesamten Vorbereitungsphase vom AAA und von GOstralia!-GOmerica! erhalten haben, war die Organisation des Aufenthaltes nicht zu kompliziert.
Nachdem man immer wieder Infos über die nächsten Schritte erhält, hat man immer alle Details parat und weiß, was als nächstes zu tun ist.
Der Antrag für das Visum wird online gestellt und dauert ein bisschen, da die australische Regierung recht viele Informationen benötigt. Dafür hatte ich aber sofort nach Abschicken des Antrags die
Bestätigung im Postfach, dass der Antrag genehmigt wurde. Muss aber wohl nicht immer so schnell gehen, manchmal dauert es auch ein bisschen länger. Ich habe den Visums-Antrag ca. 3 Monate vor Abreise gestellt und dann direkt im Anschluss an die Bestätigung auch meinen Flug gebucht. Wer so wie ich über die USA fliegen möchte, muss aber auch unbedingt an sein ESTA zur Einreise in die USA denken, selbst wenn es nur zum Transit ist.
Klima/Wetter
Das Wetter in Melbourne ist so eine Sache, an die man sich auch erstmal gewöhnen muss. Es ist wirklich wahr: man hat hier alle Jahreszeiten an nur einem Tag und das in der Regel jeden Tag, vor
allem im Frühling/Herbst.
Ich bin Anfang Februar in Melbourne angekommen und hatte noch ca. 2-3 Wochen Sommer, in denen es wirklich jeden Tag konstant heiß war und es keine ständigen Wetterwechsel gab. Danach wurde es dann recht unbeständig mit Sonne, Regen, Wind und allem von kalten bis recht warmen Temperaturen – und das alles an fast jedem Tag im permanenten Wechsel, was ich ehrlich gesagt als relativ anstrengend empfunden habe. Vor allem wenn man kein Auto hat, aber trotzdem unterwegs ist und immer alles dabei haben muss (Jacke, Pulli, Regenschirm, Sonnenschutz etc.).
Wenn ich jetzt nochmal packen müsste, würde ich definitiv mehr Funktionskleidung einpacken und vieles andere dafür zu Hause lassen. Der Winter war jetzt nicht super angenehm, aber natürlich nicht vergleichbar mit Deutschland. Trotzdem verbringt man in Melbourne keinen Winter in der Wärme: wir hatten tagsüber immer so um die 10-15 Grad und 0-10 Grad nachts, wobei es recht viel geregnet hat und häufig sehr windig war.
Fazit/Gesamtbewertung
Insgesamt muss ich leider sagen, dass ich keine besonders gute Zeit in Melbourne hatte. Durch die Kombination aus vielen verschiedenen Störfaktoren (schlechter ÖPNV, kaum konsumfreier Raum in der Stadt, die teuren Lebenshaltungskosten, extrem hoher Workload an der Uni etc.), hat mir Melbourne als Stadt persönlich leider nicht viel geboten. Ich empfinde die Lebensqualität in Deutschland sogar als höher, da ich hier (zumindest in der Stadt) nicht auf ein Auto angewiesen bin und dadurch vielmehr Möglichkeiten habe. Auch dass alles sehr früh schließt und die Busse teilweise so früh aufhören zu fahren, hat mich mehr an das Leben auf dem Land als an das Leben in einer 5-Millionen-Einwohner-Stadt erinnert – zumindest wenn man in Clayton lebt.
Man lernt natürlich auch von solchen Erfahrungen, aber ich persönlich würde mich nicht nochmal für Melbourne entscheiden. Das war aber auch nur meine persönliche Erfahrung - je nach Wohnlage, finanzieller Mittel, Workload in den gewählten Kursen etc. kann man ganz bestimmt auch eine komplett andere Erfahrung machen!
Nichtsdestotrotz war die Monash University an sich mit allem was sie den Studierenden vermittelt und bietet eine großartige Universität und die Kurse auch allesamt extrem gut. Die Auslandserfahrung
als solche, die verbesserten Sprachkenntnisse, die neuen Perspektiven und Blickwinkel durch den Austausch mit so vielen Menschen aus anderen Ländern & Kulturkreisen sind alles sehr wertvolle Erfahrungen, die einen nicht nur beruflich, sondern vor allem persönlich weiterbringen.