11.06.2023
Erfahrungsbericht von Raphael zum Auslandssemester an der UTS
Ende Juli 2022 hieß es für mich Koffer packen, sich von Freunden und Familie verabschieden und losfliegen in ein unbekanntes Abenteuer. Nach einer knapp 24-stündigen Reise bin ich schließlich in meiner neuen Heimat für die nächsten sechs Monate angekommen. Es ging für mich nach Sydney in Australien, wo ich mir den Traum eines Auslandssemesters erfüllen konnte. Ich bin bereits mit hohen Erwartungen und Vorfreude gestartet, muss aber sagen, dass meine Erwartungen nach Abschluss sogar noch bei weitem übertroffen wurden. Diese sechs Monate haben sich wirklich kontinuierlich wie ein Traum angefühlt. Allein schon das berühmte Opernhaus zu sehen, welches man als Kind immer in Büchern und im Fernsehen bewundern konnte, kam mir unfassbar surreal vor. Im folgenden Bericht gehe ich näher auf verschiedene Inhalte meines Auslandssemesters ein, von der Planung bis hin zum Alltag und den Lebenserhaltungskosten in Australien. Die Planung des Auslandssemesters war sehr zeitintensiv, hat aber auch gleichzeitig viel Spaß gemacht. Das Schwierigste meiner Meinung nach war es, sich erst einmal ein Land herauszusuchen.
Darüber hinaus noch eine Stadt und in dieser Stadt noch eine Universität rauszupicken war ebenfalls nicht einfach. Da ich in ein englischsprachiges Land mit gutem Wetter und so weit entfernt wie möglich gehen wollte, hat sich Australien gut angeboten. Die Entfernung war mir wichtig, sich der lange Weg nach Australien durch einen sechsmonatigen Aufenthalt auch wirklich lohnt. Bei der Auswahl der Stadt hatte ich dann etwas größere Schwierigkeiten die Passende zu finden, da ich mich nicht zwischen Melbourne und Sydney entscheiden konnte.
Beide Städte haben Universitäten, die etwa im selben gehobenen Segment im internationalen Ranking stehen. Deshalb habe ich mich online kostenlos von "GOstralia!-GOmerica!" beraten lassen, woraufhin ich mich für die University of Technology Sydney entschieden habe. Als Freemover hat man weiterhin die Schwierigkeit, dass man alles komplett selbst organisieren muss. Deshalb habe ich auch hier nach Planungshilfe im Internet gesucht, wo ich auf die oben genannte Agentur gestoßen an.
Diese bieten eine Vielzahl von Universitäten unter anderem in Australien an, mit welchen sie eine Art Kollaboration haben, wo sie bei erfolgreicher Bewerbung einen Anteil der Studiengebühren von der jeweiligen Universität überwiesen bekommen. Somit sind alle Leistungen, welche die Agentur anbietet kostenlos für mich gewesen. Die Agentur hat neben persönlichen Beratungsgesprächen auch bei der Bewerbung geholfen, indem sie eine detaillierte Liste geschickt hat, welche Dokumente man einreichen muss. Außerdem hat man Informationsmaterial bekommen, worum man sich vor der Reise in welcher Reihenfolge kümmern muss. Dies hat meinen Aufwand und Organisationsstress maßgeblich verringert und für einen reibungslosen Ablauf gesorgt. Nachdem man dann eine Zusage für den Studienplatz erhalten hat, konnte man sich für die Krankenversicherung anmelden und zu guter Letzt das Visum beantragen. Nebenbei hat man sich 6-8 Kurse nach Interesse ausgesucht, welche im Nachgang von der Universität auf die Erfüllung der Voraussetzungen geprüft wurden.
Gleichzeitig habe ich mir die Liste der ausgewählten Kurse mithilfe der Universität zu Köln auf Anrechnungsmöglichkeiten bestätigen lassen. Als Organisationshilfe habe ich mir eine digitale To-Do Liste erstellt, auf welche ich alle Dokumente und Deadlines an die ich denken musste, eingetragen habe. Sobald etwas erledigt war, wurde es von der Liste entfernt. Dies hat ebenfalls einen unkomplizierten Ablauf bei der Planung ermöglicht.
Da Wohnen in Australien und vor allem in Sydney sehr kostspielig ist, habe ich versucht eine möglichst kostengünstige Option zu wählen. Hierbei bin ich dann auf das Unternehmen Scape gestoßen, welches zahlreiche Studentenwohnheime aller Preisklassen in Sydney zur Verfügung stellt. Auf der Website konnte man die Daten auswählen, an welchen man einziehen und wieder ausziehen möchte sowie weitere Filter beispielsweise, ob man ein privates Zimmer möchte, oder es sich teilen will. Anschließend wurden die passenden zur Verfügung stehenden Zimmer vorgestellt, von welchen man sich dann eines auswählen konnte. Nach ein paar weiteren Klicks konnte man dann die erste Kaution in Form von vier Wochenmieten überweisen und hat im Anschluss direkt den Mietvertrag bekommen, welchen man digital unterschreiben musste.
Ich habe mich für ein Zimmer in einer 7er WG entschieden, da ich zum einen geringere Kosten haben wollte, aber vor allem möglichst viele neue Menschen kennenlernen wollte. Glücklicherweise ist der Plan voll aufgegangen, da ich mich vom ersten Tag an herausragend mit meinen Mitbewohnern verstanden habe. Ein weiterer Vorteil war, dass vier der Mitbewohner aus Australien kamen, und ein weiterer aus England, sodass ich während des Aufenthalts mein Englisch deutlich verbessern konnte, da ich fast jeden Tag Aktivitäten mit den Mitbewohnern gemacht habe. So haben wir beispielsweise gemeinsam gekocht, sind spazieren gegangen oder haben Brettspiele gespielt. Die Lage meines Wohnheims hätte nicht besser sein können, da die Universität nur 10 Gehminuten entfernt war, sowie das Stadtzentrum ebenfalls nur 15 Minuten. Gleichzeitig war man aber etwas abgeschottet vom permanenten Großstadtleben, sodass man auch seine Ruhe haben konnte, ohne viel Verkehr und Lärm. Unsere Wohnung im Wohnheim war dreistöckig und hatte neben den privaten Zimmern auch ein Wohnzimmer und eine Gemeinschaftsküche, wo meine Mitbewohner und ich uns meistens abends alle zusammen zum Kochen eingefunden haben.
Mein Studium an der University of Technology Sydney kann man ganz allgemein als zeitintensiv, aber fair beschreiben. Es gab ähnlich wie in meinen Kursen in Deutschland eine Mischung zwischen Vorlesungen, Übungen und Tutorien. Gerade bei den Tutorien und Übungen wurde sehr viel Wert darauf gelegt, dass wirklich jeder mitkommt. So wurde oftmals darauf hingewiesen, dass man sich bei Fragen immer gerne melden kann. Außerdem wurde durch die Lehrpersonen eine sehr entspannte Atmosphäre geschaffen, was dabei geholfen hat, sich aktiv am Geschehen zu beteiligen. Was mir jedoch extrem gut gefallen hat, ist dass der Wissensstand kontinuierlich abgefragt wurde. So gab es nämlich nicht nur eine Prüfung am Ende des Semesters, sondern jeder meiner drei Kurse hatte Zwischenetappen mit Prüfungsleistungen. Hier gab es in zwei Fächern wöchentlich Quizze mit mehreren Fragen, von welchen sich dann im Endeffekt die besten 10 aus 12 auf die Endnote ausgewirkt haben. Durch dieses Prinzip war man aufgefordert, sich jede Woche gut mit dem Gelehrten zu befassen, sodass man für die finale Prüfung entlastet wurde.
Eine weitere Prüfungsleistung bestand darin, während der Übungen zusammen in einer Teamleistung wöchentlich Aufgaben zu lösen, wo ebenfalls die besten 10 von 12 Abgaben in die Endnote mit einberechnet wurden. Hinzu kamen hier noch Gruppenpräsentationen, welche man im Voraus vorbereiten musste. Die Qualität der Präsentation sowie des anschließenden Kolloquiums flossen ebenfalls in die Gesamtnote mit ein. Darüber hinaus gab es in einem Fach zwei Meilenstein-Quizze, welche den Wissensstand für den jeweiligen Themenblock der letzten Wochen abgefragt haben. Diese Quizze hatten 50 Punkte, sodass man schließlich 50 Fragen beziehungsweise Unterfragen beantworten musste. Zu guter Letzt gab es in einem Kurs noch Hausarbeiten während des Semesters, sowie sogar eine individuelle Antwort auf eine gegebene Frage, welche man online als Video von sich selbst einreichen musste. Natürlich gab es dann für jedes Fach eine abschließende Klausur am Semesterende. Ich möchte jedoch wirklich betonen, wie hilfreich dieses Lernmodell für das Bestehen der einzelnen finalen Prüfungen waren. Denn dadurch, dass in jedem Modul der Wissensstand wöchentlich durch Prüfungsleistungen abgefragt wurde, konnte man so belohnt werden durch gute Noten, welche bereits in die Endnote miteinbezogen wurden. Hierdurch wurde zum einen der Druck für die finale Klausur verringert, da man hier nicht so viele Punkte gebraucht hat, um das Fach am Ende zu bestehen. Der viel wichtigere Punkt ist aber, dass durch das kontinuierliche Lernen kein Stress am Ende des Semesters entstand, für die Abschlussprüfungen zu lernen, da man bereits über ein hohes Maß an Wissen verfügt hat. Dies hat schlussendlich enorm Zeit gespart und Stress vermieden.
Mein Alltag in Sydney war wie in einem Traum. Man musste sich jeden Tag wieder daran erinnern, dass man wirklich in Australien ist, weil es so unwirklich gewirkt hat. Unter der Woche während des Semesters war ich oft in der Universität. Einen Teil davon haben Vorlesungen eingenommen, einen weiteren dann die jeweiligen Übungen und Tutorien. Aber auch nach den Vorlesungen gab es zahlreiche Möglichkeiten seine Zeit auf dem Campus zu verbringen. Zum einen gab es einen riesigen Essbereich, wo diverse Anbieter Essen aus aller Welt angeboten haben. Da der Preis jedoch hoch war, ging es nur selten zum Mittagessen in den Food Court. Des Weiteren gab es überall in der Universität Möglichkeiten zu lernen. Hier wurde unterteilt in Bereiche zum selbstständig lernen, oder Bereiche, in denen man in Gruppen hingehen konnte, wo der Lärmpegel dann dementsprechend etwas höher war. Nach der Universität ging es dann oftmals die Stadt mit Freunden erkunden. Da Sydney mit über fünf Millionen Einwohnern riesig ist, konnte man selbst in sechs Monaten nicht alles erkunden.
Neben dem Treffen mit Freunden, habe ich auch versucht möglichst viel Sport zu machen. Deshalb bin ich ein paar Mal die Woche Schwimmen gegangen sowie zwei Mal pro Woche in das von der Universität angebotene Thaiboxen. Auch dort hat man wieder zahlreiche neue Menschen kennengelernt, mit denen man sich auch außerhalb des Trainings getroffen hat. Was man in Sydney auch nicht vergessen darf, sind die Strände. Nur eine halbe Stunde mit dem Bus entfernt, konnte man berühmte Strände wie den Bondi Beach genießen. Zu guter Letzt wurden gerade anfangs von der Universität viele Veranstaltungen angeboten, wie gemeinsame Wandertage zu den Blue Mountains, oder als Gruppe zusammen verschiedene Sehenswürdigkeiten in Sydney zu erkunden. Eine weitere Aktivität war ein drei Tages Surfcamp knapp 2 Stunden Busfahrt von Sydney entfernt. Da man Australien sofort mit Surfen verbindet, gab es keine bessere Gelegenheit eine Einführung in diesen Sport zubekommen.
Sydney | UTS |
Die Lebenskosten in Australien sind teilweise extrem hoch. Es geht bereits los bei der Miete. Obwohl mein Wohnheim vergleichsweise eines der kostengünstigsten in Sydney war, musste ich 300 australische Dollar pro Woche an Miete zahlen. Die Nebenkosten sind hier bereits miteinberechnet. Auch auswärts Essen ist in Australien eher teuer, sodass dies nur selten eine Option war. Fairerweise muss man aber sagen, dass Lebensmittel im Supermarkt mittlerweile einen ähnlichen Preis haben wie in Deutschland. Und gerade beim Kauf von Eigenmarken von bekannten Supermärkten wie Coles kann man einiges an Geld sparen.
Auch die öffentlichen Verkehrsmittel haben meiner Meinung nach einen fairen Preis. Außerdem gibt es viele kostenlose Aktivitäten in Sydney, wie beispielsweise verschiedene Museen, sodass man trotz geringem Budget immer etwas Schönes in der Freizeit findet. Abschließend zum Thema Lebenserhaltungskosten kann man sagen, dass vieles sehr vergleichbar mit Deutschland ist, wobei die Tendenz Richtung etwas teurer geht, gerade beim auswärts essen. Was jedoch wirklich teuer ist, ist die Miete. Darüber sollte man sich im Voraus im Klaren sein.
Abschließend habe ich hier noch ein paar Tipps für Studierende, die in Zukunft ebenfalls ein Auslandssemester an der University of Technology in Sydney machen wollen. Ein sehr allgemeiner aber umso wichtigerer Tipp ist, wirklich jeden Tag zu nutzen. Denn wie man sofort feststellen wird, geht die Zeit während des Auslandssemesters rasend schnell rum.
Deshalb ist es umso wichtiger, dass man sich im Voraus darüber im Klaren ist, dass man selbst wenn man mal einen schlechten Tag hat, versucht diesen trotzdem bestmöglich zu nutzen. Man sollte sich denken, dass dies wirklich nur eine einmalige Gelegenheit ist, die man in Zukunft wahrscheinlich nie wieder so erleben darf. Somit habe ich versucht, jeden Tag nach der Universität etwas zu unternehmen.
Ein weiterer wichtiger Tipp ist, dass man auf jeden Fall die von der Uni angebotenen Kennenlernveranstaltungen wie die O-Woche wahrnehmen sollte, denn diese Veranstaltungen sind der beste Weg neue Freunde zu finden, und interessante Menschen aus aller Welt kennenzulernen. Gerade die UTS hat zahlreiche Veranstaltungen im Angebot, sodass auch für jeden etwas dabei ist. Ich habe hierdurch einen festen Freundeskreis gefunden, mit dem ich dann in den Semesterferien beispielsweise verschiedene Roadtrips quer durch Australien gemacht habe. Man kann auch verschiedenen Societies oder Sportgruppen beitreten, sodass man automatisch Menschen kennenlernt, die dieselben Interessen haben.
Ein eventuell etwas unerwarteter Tipp für Australien ist, die Kälte nicht zu unterschätzen. So habe ich beispielsweise beim Packen fast ausschließlich sommerliche Kleidung eingepackt, da ich gedacht habe, dass Australien sowieso ein warmes Land ist, wo kaum lange Hosen, Jacken oder Pullover benötigt werden. Dies trifft zwar zu für den Sommer, jedoch bin ich Ende Juli, also mitten im australischen Winter, in Sydney angekommen, sodass ich tatsächlich ein wenig geschockt von der Kälte war. Am ersten Tag musste ich mir direkt Pullover und lange Hosen kaufen, weil es so kalt in Sydney war. Da unser Wohnheim keine funktionierende Heizung hatte, und die Häuser in Australien generell schlechter isoliert sind, war es gerade auch nachts unangenehm kalt, sodass ich empfehlen würde, so komisch es klingt, sich ein Paar warme Socken mitzunehmen. Falls man zudem eine Wohnung sucht, welche etwas kostengünstiger ist als ein Studentenwohnheim, kann man sich im Voraus überlegen, ob man die ersten Wochen in Sydney in einem Hostel schläft und währenddessen auf die Suche nach einer privaten WG geht.
Ich habe von einigen gehört, dass sie so nach langer Suche eine etwas kostengünstigere Option gefunden haben, die teilweise bis zu 50 AUD pro Woche günstiger waren als mein Wohnheim. Ferner sollte man sich bei der Wohnungssuche die Mietverträge genau durchlesen. So gibt es nämlich manche Wohnheime, wie beispielsweise das offizielle Wohnheim der UTS, welche nur sechsmonatige Verträge anbieten, was je nach Plänen etwas zu lang ist, da das Semester nur fünf Monate lang ist, und viele danach reisen gehen wollen. Ein sechsmonatiger Vertrag würde somit deutlich mehr Geld kosten als zuvor eingeplant. Eine weitere wichtige Empfehlung von mir ist, ich so früh wie möglich für das Auslandssemester und im weiteren Verlauf für das Visum zu bewerben. Es kann zwar sein, dass das Visum innerhalb weniger Minuten nach Einreichendes Antrags ausgestellt wird, jedoch habe ich auch einige kennengelernt, bei welchen die Bearbeitungsdauer Wochen bis zu zwei Monaten gedauert hat, sodass manche sogar ihren Flug nach hinten verschieben mussten.
Zu guter Letzt noch ein Tipp zur Bewerbung. Persönlich würde ich auf jeden Fall empfehlen, sich wie oben erwähnt eine Agentur zu suchen, welche kostenlos bei der Bewerbung hilft. Denn so vermeidet man unnötigen Stress und kann sich sicher sein, dass man wirklich alle Unterlagen für die Bewerbung eingeschickt hat.