Maya Lan in Vietnam

06.06.2023

Erfahrungsbericht von Maya Lan zum Auslandssemester an der RMIT Vietnam

Vorbereitung: Erzähle uns von der Vorbereitung deines Auslandssemesters   

Ich hab mich über GOstralia!-GOmerica! beworben, auf der ich schon seit längerem über meine Hochschule (angebotene Online-Veranstaltung) aufmerksam geworden bin. Die Organisation hat meinen Bewerbungsprozess erheblich vereinfacht und den organisatorischen Aufwand ziemlich reduziert. Dadurch, dass ich jedoch noch einen vietnamesischen Reisepass hatte und keinen deutschen Pass, war es dennoch sehr umständlich für mich gewesen, die erforderlichen Dokumente bei verschiedenen Ämtern aufzusammeln. Um die Dokumente zu sammeln, hab ich vermutlich einen Monat benötigt. Außerdem hab ich vor der Reise noch kurzfristig meinen Reisepass erneuert und meinen Arzt besucht, um meine Impfungen zu aufzufrischen und mich gegen Typhus und Meningokokken zusätzlich geimpft. Für die Beratung und der Impfung würde ich empfehlen, es nicht kurz vor dem Abflug zu planen, sondern eventuell ein halbes Jahr früher.


Für die Wohnungssuche bin ich in Facebook-Gruppen wie ‘Apartment For Rent in Ho Chi Minh City (Saigon Housing)’ beigetreten und habe einen Post verfasst, dass ich nach einer Wohnung in Distrikt 7 für ungefähr 8 Millionen VND suche, was umgerechnet circa 320 Euro beträgt. Danach haben mich viele Immobilien-Makler:innen angeschrieben und ich habe einige auf LinkedIn gesucht, um zu sehen, ob sie vertrauenswürdig aussehen. In Vietnam ist es leider herkömmlich als Ausländer betrogen zu werden. Als ich dann in Vietnam war, habe ich für einige Tage in einem Hotel übernachtet und mich täglich mit Makler:innen getroffen, um nach einer passenden Unterkunft zu finden. Die RMIT hilft Student:innen auch dabei nach einer Unterkunft zu suchen, wenn man sich an den International Office wendet, bekommt man eine Excel-Liste von vertrauenswürdigen Immobilien-Makler:innen, die nicht nur vietnamesisch, sondern auch Englisch, Japanisch oder Koreanisch sprechen können.

Letztendlich habe ich mich für eine moderne Einzimmer-Wohnung in Distrikt 7 entschieden, die ebenfalls ein Serviced Apartment ist - spricht, ich hatte wöchentlich eine Putzhilfe.


Uni und Campus: Wie hat dir die Uni gefallen? Wie waren die Kurse, die du belegt hast? Was hast du sonst auf dem Campus unternommen? Hast du Tipps, wie man am besten andere Studierende kennenlernt?     

Das Studium an der RMIT hat mir gut gefallen, hauptsächlich aufgrund der Ausstattungen und den internationalen als auch Vollzeit-Studenten, die ich an der Universität kennengelernt habe. Dadurch, dass die RMIT eine Privatuniversität ist und die Studiengebühren pro Trimester 6.000 USD kosten, studieren an der Universität eher Student:innen, die aus einem reicheren Haushalt kommen - man muss im Kopf behalten, dass der Durchschnittseinkommen in Vietnam bei ungefähr 330 Euro monatlich sind. Dafür ist die Einrichtung der Universität sehr modern. Sie bietet den Studenten neben Lehrräume, die unter anderem auch mit MacBooks ausgestattet sind, auch einen großen Schlafsaal, einen Supermarkt, verschiedene Restaurants oder Essensstände und verschiedene Räume zum Lernen an. Außerdem gibt es auf dem Campus noch eine große Sporthalle mit Fitnessstudio, einen Fußballplatz, einen Basketballplatz, mindestens drei Tennisplätze und kleinere Räume für Sportkurse. Die Wohnheimgebäude sind auch auf dem Campus, die ich zwar nicht zum Leben empfehlen würde, da sie teuer ist und eine Ausgangssperre hat, aber zum Abhängen gut geeignet ist. Wenn man Freunde hat, die dort leben, kann man nämlich in der Lobby Fußballkicker, Billard und Tischhockey spielen.

Um 30 ECTS zu erreichen, muss man 4 Kurse an der RMIT belegen (pro Kurs entspricht meistens ungefähr 7.5 ECTS). Unglücklicherweise hat man an der RMIT Trimester: 3 Monate Vorlesungen und Zeit seine Assignments, die über die Monate verteilt sind, abzugeben, die benotet werden. Je nach Kurs haben einige Student:innen nach den Abgaben noch am Ende des Trimesters noch eine Klausur geschrieben.
Durch den hohen Aufwand belegen Vollzeitstudenten üblicherweise 3 Kurse oder sogar nur 1 Kurs pro Trimester, da 4 Kurse als schwierig wahrgenommen werden.
Am Anfang hatte ich 4 Kurse gehabt, um zu sehen, welche von den Kursen mir am meisten gefallen würden. Spätestens nach 2 Wochen darf man kostenlos seine Kurse noch ändern oder ablegen. Ich hab beispielsweise Global Branding abgewählt, da es nur eine Online-Veranstaltung ist und ich es schwierig empfand online Kontakte zu knüpfen.
Ansonsten habe ich folgende Kurse beibehalten:

Creative Advertising (workload viel, man ist sehr stark von dem Feedback des:r Dozents:in abhängig, um eine gute Note zu bekommen oder sogar den Kurs zu bestehen)
Consumer Psychology Behavior (workload angemessen, man muss nur alle drei Wochen eine kleine Hausarbeit abgeben)
Digital Business Development (workload angemessen)


Der einzige Nachteil bei den Kursen bei mir ist, dass die ganzen Assignments an denselben Tagen fällig waren und das letzte Assignment in jedem Kurs ein Gruppen-Assignment ist, die sehr stark gewichtet ist. Demnach war ich sehr stark von meinen Gruppenmitglieder:innen abhängig, um eine gute oder eine akzeptable Note zu bekommen. Außerdem sind in meinen Kursen sehr wenige internationale Student:innen, weswegen es ein bisschen schwieriger ist, mit den lokalen vietnamesisch-sprachigen Vollzeit-Student:innen Kontakte zu knüpfen, die überwiegend schon in festen Gruppen sind und eher unter sich sind. In Creative Advertising und Digital Business Development war ich die einzige internationale Studentin und habe mich bemüht in Gruppen einzumischen, mich vorzustellen und einen guten Eindruck zu hinterlassen - mit Erfolg.

Um am besten andere Student:innen kennenzulernen, würde ich stark empfehlen, die Buddy-Programme zu besuchen und in den Pausen einfach Kommilitonen anzusprechen oder für irgendwas nach Hilfe zu fragen, um einfach ins Gespräch zu kommen. Um in guten und verlässlichen Gruppen für die Gruppen-Assignments zu kommen, würde ich empfehlen regelmäßig die Kurse zu besuchen und positiv aufzufallen. Viele lokale Vollzeit-Student:innen haben schlechte Erfahrungen von internationale Student:innen mitbekommen und zielen meist darauf ab, eine gute Benotung oder zumindest eine verlässliche Gruppe zu bekommen.


Stadt und Umgebung: Wie hat dir deine Studienstadt gefallen? Erzähle von deinen Reisen am Wochenende oder in der Semester Break.     

Die Stadt hat mir sehr gut gefallen. Aufgrund des Workload an der Universität, war ich nur in der einwöchigen Winterferien für ungefähr vier Tage in Bali, wo ich ebenfalls mit Online-Meetings überladen war. Viel Reisen konnte ich während dem Semester leider nicht. An Wochenenden war ich ebenfalls mit Assignments oder wöchentliche Hausaufgaben in Creative Advertising beschäftigt gewesen, weswegen ich die meiste Zeit in Ho-Chi-Minh City verbracht habe. Ich saß meistens bis abends in der Bibliothek und habe danach mit Freunden etwas in der Stadt unternommen, wir haben zusammen gegessen oder haben Billard gespielt. Wenn ich Zeit hatte, ginge ich gerne mittwochabends raus, um mit Freunden feiern zu gehen. Viele Bars und Clubs haben mittwochs Ladys Night, wo die Getränke umsonst sind. Ansonsten kann man vieles in der Stadt unternehmen, günstig shoppen gehen oder viele verschiedene Sehenswürdigkeiten besuchen.


Fazit: Erzähle uns von den Erfahrungen, die du in deinem Auslandssemester gemacht hast und wie es dich in deiner persönlichen Entwicklung weiter gebracht hat.     

Als ich in Ho-Chi-Minh City angekommen bin, habe ich schon einen sehr großen Kulturschock bekommen. Ich habe davor schon Vietnam besucht und verschiedene Städte, aber die Stadt ist sehr anders. Die Architektur ist westlicher, die Infrastruktur ist schlechter und der Verkehr ist größer, dichter, lauter und schneller. Es war eine sehr große Umstellung für mich gewesen, als ich in der Stadt angekommen bin und habe mich tatsächlich unwohl gefühlt. Zudem hatte ich sehr großen Angst gehabt, keine Freunde zu finden. Aber als das Semester begonnen hat, ich andere Student:innen über die Buddy Programme kennengelernt habe und dann noch mehr in den Kursen, habe ich mich sehr schnell an der Stadt und das Leben dort gewöhnt. An einem Tag hab ich viel mehr gemacht als in Deutschland. Ich hab täglich meine Kurse besucht oder an einem meiner Assignments gearbeitet, hab mich mit einer Freundin im Café zum Lernen getroffen, war dann aus Spaß mit anderen Freunden in einem Katzencafé und/oder habe noch spontan mit anderen Freunden woanders - sei es Billardspielen, shoppen oder ein Besuch im Katzencafé oder Karaokebar. Außerdem sind die Leute in Vietnam offen gegenüber internationale Student:innen eingestellt. Ich glaube durch mein Auslandssemester, habe ich auf jeden Fall mein Englisch und Vietnamesisch verbessert, fühle mich komfortabler in einer Fremdsprache zu reden, selbständiger und unabhängiger, da ich nach meinen letzten Assignments auch mal alleine in anderen fremden Länder verreist bin. Das Leben in Ho-Chi-Minh City vermisse ich auch tatsächlich sehr, da ich auch enge Freundschaften geknüpft habe und jeden Tag unterwegs war. Ich bin auch irgendwie schwer überzeugt, dass man in der Stadt alles Mögliche machen und nie gelangweilt sein kann.


Sonstiges: Hast du uns noch mehr zu berichten?  

Wenn ihr shoppen gehen wollt, dann ist H&M und die westlicheren Kleidungsgeschäfte teurer als in Europa. Lokale Kleidungsgeschäfte sind super günstig, aber ich weiß auch nicht, wie qualitativ hochwertig die sind. Für coole Streetstyle-Klamotten würde ich eventuell The New Playground und Objoff empfehlen (die sind auf Instagram zu finden). Ansonsten sind Piercing-Stechen, Tattoos, Wimpernverlängerungen, Nagelstudios und Spas ziemlich erschwinglich und vertrauenswürdig, dennoch würde ich davor deren Instagram oder Facebook-Seiten abchecken.

Für Veganer:innen oder Vegetarier:innen eventuell interessant:
In der Nähe vom Campus (circa 10 Minuten zu Fuß) entfernt gegenüber der Ton Duc Thang University sind zwei komplett vegane Restaurants zu finden (eins davon heißt Quán Chay Thiện Tâm). Die zwei Restaurants sind sehr lokal, bieten Reis mit veganem Fleischalternativen (bsp Schweinebauch) und vietnamesische Suppenarten (Pho, Bun Bo Hue).

Außerdem bedeutet ,,chay" vegan oder vegetarisch.