Uluru

18.03.2023

Erfahrungsbericht von Lian zum Auslandssemester an der UWA in Australien

Lian hat von Anfang Juli 2022 bis Ende Januar 2023 in Australien gelebt, um von Mitte Juli bis Mitte November an der University of Western Australia in Perth zu studieren und anschließen zu reisen. In seinem Bericht erzählt er von dieser Zeit und gibt Studierenden, die ebenfalls über ein solches Auslandssemester nachdenken, Tipps und Hinweise.

 

Universität im Ausland: University of Western Australia

Studiengang: Informatik, Physik

Belegte Kurse im Auslandssemester:

  • High Performance Computing
  • Cloud Computing
  • Secure Coding
  • Our Solar System

1 Vorbereitung und Anreise

Bereits zu dem Beginn meines Studiums war mir klar, dass ich gerne ein Auslandssemester machen wollte. Nur war die Frage – wohin sollte es gehen? Ich habe das große Glück, Stipendiat bei der Studienstiftung des deutschen Volkes zu sein, wodurch mir Studiengebühren an einer ausländischen Uni bis zu einem gewissen Betrag bezahlt werden. Dementsprechend hing mein Auslandsvorhaben nicht von ERASMUS oder anderen Stipendien ab, und ich kann in diesem Bericht leider kaum Tipps oder Erfahrungen zur Finanzierung teilen.

Ich wäre am liebsten in ein Land gereist, das weit weg von der westlichen Kultur ist, die ich in Deutschland gewöhnt bin. Allerdings musste die Lehrsprache der Universität Englisch sein (da ich mir nicht zutraute, eine andere Sprache in kurzer Zeit so gut zu lernen, dass ich auf ihr studieren kann). Außerdem wollte ich mich auf bestimmte politische Situationen – besonders auf Anti-LGBT+ Gesetze – nicht für ein halbes Jahr einlassen. Dadurch sind leider die „weniger westlichen“ Länder für mich nicht mehr in Frage gekommen.

Schlussendlich bin ich an Australien hängen geblieben und habe angefangen, mich darüber zu informieren, wie sich ein Auslandssemester dort realisieren lässt. Auf der GOstralia!-Seite bin ich dann tatsächlich alle Unis in Australien durchgegangen, habe diejenigen rausgefiltert, die Physik und Informatik anbieten (meine Studienfächer), und zwischen den übrig gebliebenen Unis nach den angebotenen Modulen entschieden. Schließlich wurde die University of Western Australia (UWA) mein Favorit, besonders, da sie ein Modul zu Cyber Security anbietet – ein Thema, das mich sehr interessiert und das an meiner Heimatuni leider nicht angeboten wird.

Ich bewarb mich Ende Februar bei der UWA, und musste direkt lernen: Je früher die Bewerbung gemacht wird, desto besser! Obwohl ich eine Mail bekam, in der mir eine Rückmeldung in zehn Werktagen versprochen wurde, habe ich meine Zusage erst Mitte Mai erhalten. Hier muss ich ein großes Danke an GOstralia!-GOmerica! aussprechen, die ich nach dem ersten Monat Wartezeit wöchentlich kontaktieren durfte und die dann entsprechend mehrfach Druck bei der UWA gemacht haben.

Nachdem ich dann endlich den Studienplatz annehmen konnte, kam die nächste „organisatorische Keule“ auf mich zu – der Visumsantrag. Den kann man nämlich leider erst nach angenommenen Studienplatz mit der Confirmation of Enrollment (CoE) stellen. Bei mir kamen die Australischen Behörden dann auch noch auf die Idee, dass sie gerne eine Medizinische Untersuchung hätten – womit ich nicht gerechnet habe. Und natürlich gibt es in Deutschland auch nur zwei Praxen, die diese Untersuchung durchführen können, in Frankfurt (Main) und Berlin. Ich hatte hier wirklich Glück, weil ich einen Termin eine Woche später bekommen habe, der frei geworden ist, da jemand anders offenbar abgesagt hat. Die Warteliste ging nämlich Ende Mai schon bis Ende August. Das wäre für mein Semester viel zu spät gewesen! Aufgrund der Tatsache kann ich leider nur empfehlen, sich prophylaktisch einen Termin vier bis sechs Wochen vor dem geplanten Abflug zu buchen und diesen
im Zweifel wieder abzusagen, falls die Behörden keine Untersuchung haben wollen.

Ein anderes Orga-Problem bei der UWA war die Kurswahl. Das Studienplatzangebot habe ich zwar Mitte Mai erhalten, da wurde mir aber noch nicht bestätigt, welche Kurse ich hören kann – und ob ich überhaupt Kurse bekomme, die ich mir gewünscht habe. Es lief dann darauf hinaus, dass ich das ich das Risiko eingegangen bin, und tatsächlich auch erst in der O-Woche in Perth final klären konnte, welche Kurse ich hören kann. Dabei war die Mitarbeiterin des International Office, die für mich zuständig war, zwar sehr nett und hilfsbereit, aber hätten einzelne Profs mich für ihre Module abgelehnt, hätte sie mir auch nicht helfen können. Diese Prozedur ist an der UWA offenbar auch Standard. Bei mir ist schlussendlich alles gut gegangen, aber wenn ihr ganz dringend einzelne Kurse hören müsst, ist die UWA wegen dieser Ungewissheit vielleicht nicht eure beste Wahl. In meinem Fall wurde beispielsweise auch ein Modul abgesagt, das ich gerne gehört hätte - aber immerhin durch ein sehr ähnliches ersetzt.

Eine andere organisatorische Frage war natürlich: Wo möchte ich in Perth wohnen? GOstralia! hat dazu geraten, eher vor Ort nach Wohnungen zu suchen, da Wohnheime i.d.R. teurer sind als der freie Wohnungsmarkt.Tatsächlich waren die Wohnheime (bzw. Colleges) direkt am UWA extrem teuer (ca. 1500€ im Monat inkl. Verpflegung). Allerdings gibt es in Perth auch drei Studierendenwohnheime in der Innenstadt (Campus Perth, Boulevard und The Switch), die von dem, was ich online gesehen habe (und vor Ort durch andere Studierende bestätigt bekommen habe), nicht teurer sind als der private Wohnungsmarkt.
Ich habe mich bei Campus Perth beworben und das nicht bereut. Falls ihr das in Erwägung zieht, habt ihr noch einen Grund, euch wirklich früh bei der Uni zu bewerben, da ihr euer CoE für eine Bewerbung bei Campus Perth braucht und Plätze heiß umkämpft sind. Wenn es preislich nicht zu stark von dem privaten Wohnungsmarkt abweicht, kann ich euch nur empfehlen zu versuchen, ein Platz im Wohnheim zu kriegen.
Ich habe einige Studierende in der O-Woche getroffen, die parallel auf Wohnungssuche waren und dadurch die ganze Zeit total im Stress waren.

Als dann endlich die ganze Vorbereitung vorbei war ging es Ende Juni los nach Perth. Vor der Einreise hatte ich ehrlich gesagt etwas Schiss, da die Australischen Behörden online wirklich streng wirken, wenn es um die Einfuhr von vielen Dingen geht. Ich musste mir nämlich Medikamente nach Australien mitnehmen und hatte zwischendurch auch Sorge, ob meine Lederschuhe (Tierprodukte) oder meine Bambuszahnbürste (Holzprodukt) problematisch sind. Aber so streng die Webseite der Behörde (und das Video, das vor der Landung im Flugzeug abgespielt wird) auch klingt - die Zollbeamten sind wirklich nett! Solange ihr alles angebt was ihr dabei habt und man merkt, dass ihr euch dabei Mühe gebt, sind die Zollbeamten sehr entspannt und zuvorkommend. Und -- bevor ihr am Zoll vorbei seid ist das Schlimmste, was passieren kann, dass euch etwas abgenommen wird. Solange ihr alles angebt, bekommt ihr keine Strafe, sondern müsst maximal etwas abgeben, das ihr nicht mitnehmen dürft.
In meinem Fall konnte ich aber alles einführen, und da ich nur eine sehr kleine Medikamentenmenge dabei hatte, wurde sich nicht einmal für das Schreiben meiner Ärztin, dass ich diese Medikamente wirklich brauche, interessiert (habt so etwas natürlich trotzdem dabei, wenn ihr Medikamente einführen müsst!).

Die UWA bietet einen kostenlosen Shuttleservice vom Flughafen aus an -- den habe ich aber nicht wahrgenommen, da ich mit meinem Freund zusammen nach Perth gekommen bin. Stattdessen sind wir Bus gefahren. Mittlerweile gibt es auch einen Bahnhof am Flughafen, der war bei unserer Ankunft aber noch nicht fertig.

 

2 Die ersten zwei Wochen, Urlaub

Wie bereits gesagt, bin ich mit meinem Freund in Perth angekommen. Das hatte den Grund, dass wir die ersten zwei Wochen dort zusammen Urlaub gemacht haben, bevor mein Studium dann wirklich los ging. Wir haben uns dafür ein Auto gemietet, was mit einem Internationalen Führerschein gar kein Problem war. Der Linksverkehr ist zwar am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig und ich war froh, einen Beifahrer zu haben, der mit auf den Verkehr und darauf, dass ich die linke Spur nehme, geachtet hat – aber ich habe mich sehr viel schneller daran gewöhnt, als ich gedacht hätte.

Von Perth aus sind wir in den Norden gefahren und haben uns den Yanchep National Park, Leisure National Park und natürlich den bekannten Nambung National Park angesehen. Dafür haben wir vier Nächte in Jurien Bay verbracht, das knapp 200km von Perth entfernt liegt. Außerdem haben wir noch Perth selber besichtigt: Im King’s Park gibt es zweimal pro Tag kostenlose Führungen durch den Botanischen Garten. Wir fanden es großartig, uns die vielen Pflanzen zeigen zu lassen, die wir gar nicht kannten, und einige davon dann auf unserem Trip nach Jurien Bay im Busch wieder zu erkennen!


Pinnacles im Nambung National Park

Rottnest Island mit den Quokkas ist natürlich ein Muss, und ich hatte auch sehr viel Spaß am Besuch im Fremantle Prison. Ich dachte zwar, dass ein altes Gefängnis ja nicht so toll sein kann, aber da Australiens Europäische Geschichte als Strafkolonie begann, lernt man dort wirklich viel über die Geschichte des Landes, in dem man gerade angekommen ist (besonders in der Convict Prison Tour!).

Bereits im Urlaub ist mir aufgefallen, dass AustralierInnen wirklich sehr nett und hilfsbereit sind (oder vielleicht bin ich einfach kurz angebundene Deutsche gewohnt ;) ). Das „Hey, how are you?“ überall hat mich am Anfang aber etwas irritiert – als mich das eine Dame, die an einer Supermarktkasse gearbeitet hat, gefragt hat, habe ich sie nur verwirrt angeguckt und gar nicht geantwortet.
Ich muss aber auch ehrlich zugeben, dass ich am ersten Tag in Perth etwas überfordert war, und mein Gedanke, als ich auf die (morgendliche, dunkle) Skyline geguckt habe, erst einmal war: „Oh Shit, was habe ich da denn getan?!“ Alles war so groß und anders, und mein Schlafmangel hat dann das Übrige getan. Auch war ich, als mein Freund dann nach zwei Wochen wieder nach Deutschland gereist ist und ich plötzlich völlig allein auf diesem fremden Kontinent war, ziemlich traurig. Das ist aber denke ich völlig normal, und hat auch bei mir nicht lange gehalten (:


Blick auf Perth vom King's Park

 

3 Ankommen im Studierendenleben

Ein Tag nachdem mein Freund sich auf den Weg zurück nach Deutschland gemacht hat, ging es für mich Richtung Campus Perth. Leider war ich auch hier erst einmal etwas überfordert: Die Gemeinschaftsküche hatte definitiv nicht den Sauberkeitsstandard, den ich gerne gehabt hätte (man gewöhnt sich aber dran…) und wenn man die Miete mit einer Kreditkarte bezahlen will, hat man über 5 % Bearbeitungsgebühr! Das war dann der finale Grund für mich, ein Konto bei der Commonwealth Bank in Australien zu eröffnen – das ging aber zum Glück schnell und einfach und ist für Studierende kostenlos. Dann war die nächste Hürde, dass das Geldabheben mit meiner Kreditkarte, um Geld auf mein Australisches Konto zu packen ziemlich teuer war (und denkt erst gar nicht darüber nach, eine Überweisung ins Ausland zu tätigen). Ich habe dann schließlich Geld mit dem Zahlungsanbieter Wise transferiert, und damit gute Erfahrungen gemacht.

In der Möbilierung meines Wohnheims war leider keine Bettdecke und kein Kissen erhalten – Glücklicherweise gab es am Tag nach meinem Einzug einen von der UWA organisierten Ausflug nach IKEA. Den kann ich euch sehr empfehlen – nicht nur zum Shoppen, sondern auch, um die ersten Leute kennenzulernen.

Dann ging auch schon die O-Woche los. In dieser Woche habe ich wahnsinnig viele neue Leute kennengelernt. Das Schöne ist: (Fast) alle internationalen Studierenden sind neu im Land, kennen niemanden und suchen Anschluss – es ist also einfach neue Leute kennenzulernen. Die O-Woche hatte viele tolle Aktivitäten und es wurden viele Angebote der Uni vorgestellt. Hier sind mir die vielen Angebote rund um Physical & Mental Health besonders positiv aufgefallen. „Tabuthemen“ wie sexuelle Gesundheit und Aufklärung sowie psychische Probleme wurden viel offener angesprochen, als ich es aus Deutschland gewohnt war. Die UWA bietet beispielsweise kostenlose „Consultinggespräche“ an, wenn man sich überfordert oder aus irgendeinem anderen Grund nicht gut fühlt. Bei diesen Gesprächen wird dann versucht, zu helfen, und im Zweifel auch eingeschätzt, ob jemand professionelle psychische Hilfe braucht. Und wir wurden während der O-Woche mehrfach auf diesen Service (und andere Mental Health Programme) hingewiesen, mit der ausdrücklichen Aufforderung sie wahrzunehmen – selbst, wenn wir uns nicht sicher sind, ob es uns „schlecht genug“ geht. Das fand ich einfach super vorbildlich, und ich finde es schade, dass es das an meiner Heimatuni so nicht wirklich gibt. Generell kann ich euch für die O-Woche empfehlen: Macht bei allen möglichen sozialen Events mit – so lernt ihr am Besten andere Leute kennen! Und schaut euch die verschiedenen Clubs und deren Events an! Ich bin z.B. nicht wirklich ein Partygänger, aber es gab auch Clubs, die genau meine Interessengebiete getroffen habe – dort habe ich auch die meisten meiner FreundInnen kennen gelernt (:

 

4 Simkarte

Wenn man mehrere Monate in einem Land bleibt, möchte man sich i.d.R. auch eine SIM Karte aus diesem Land holen. Wodurch die Frage aufkommt: Für welchen Anbieter entscheidet man sich? Von dem, was ich so gehört habe, spielt der Anbieter, solange man in der Stadt bleibt, nicht wirklich eine Rolle. Hier habt ihr auch mit Billig-Simkarten Empfang. Ich habe mich allerdings für Telstra (leider der teuerste Anbieter) entschieden, was ich kein bisschen bereut habe. Telstra hat die größte Netzabdeckung in Australien, und da ich einen Roadtrip vorhatte, wollte ich an der Stelle auf keinen Fall zu geizig sein. Ihr habt zwar auch mit Telstra mitten im Outback meistens keinen Empfang, aber zumindest an jedem Roadhouse und auch deutlich häufiger im Outback, als ich erwartet hätte. Und jedes mal, wenn ich mit Leuten in Hostels darüber geredet habe, wurde mir bestätigt, dass man das mit anderen Anbietern (auch Optus und Vodafone) vergessen kann.


5 ÖPNV in Perth

Wer in Perth einen öffentlichen Nahverkehr wie in deutschen Städten erwartet, wird leider enttäuscht werden. Trotzdem ist der ÖPNV ganz in Ordnung, und an die interessanten Ecken kommt man meistens auch irgendwie. Der Verkehrsverbund in Perth – TransPerth – bietet eine „SmartRider“ Karte an. Die müsst ihr einmalig für $10 kaufen. Dann werden Geldbeträge dort drauf geladen und ihr bezahlt die Fahrten, indem ihr vor und nach jeder Fahrt die Karte an einen Automaten haltet. Mit der SmartRider Karte habt ihr einen vergünstigten Tarif, eine ÖPNV Monatskarte gibt es in Perth nicht.

Ich muss zugeben, ich habe die Tarifsysteme in Perth nicht genug verstanden, um bei neuen Fahrten exakt vorher zu sagen, wie viel die Fahrt kosten würde. Aber Studierende haben einen großen Rabatt, den ihr auch bekommt, wenn ihr eure SmartRider Karte an der UWA registriert (oder einfach direkt dort kauft). Dann bekommt ihr noch einmal 10 % Rabatt, wenn ihr das Auto- Aufladen für Guthaben auf der Karte aktiviert. Neben dem günstigeren Tarif hat die SmartRider Karte den Vorteil, dass ihr in der „Free Transit“ Zone in der Perth Innenstadt gar nichts zahlen müsst – d.h. es wird einfach nichts von eurer Karte abgebucht. Leider reicht diese Zone nicht bis zur UWA. Allerdings könnt ihr trotzdem von der Innenstadt kostenlos zur UWA kommen – mit einer CAT. Die CATs (Central Area Transit) sind kostenlose Busse, die einzelnen Linien erkennt ihr an den verschiedenen Farben. Der Purple CAT fährt von Elizabeth Quay zur UWA, braucht allerdings länger als die 990 – die mit Studierendenrabatt und Autoload-Rabatt pro Strecke 1,12 AUD kostet (Stand Anfang 2023). Übrigens – abgesehen von den CAT Bussen zeigen die Busse in Perth nicht an, an welchem Halt ihr gerade seid, eine Durchsage gibt es auch nicht. Auf einer neuen Strecke bedeutet das entweder, dass ihr dem/der BusfahrerIn beim Einsteigen sagen müsst, wo ihr aussteigen wollt, oder dass ihr euer Handy mit GPS anschmeißen und verfolgen müsst, wo die Reise hingeht.

Außerdem solltet ihr beachten, dass zwischen ca. 1 Uhr nachts und 5 bis 6 Uhr morgens quasi nichts mehr fährt. Checkt, wenn ihr länger unterwegs seid vorher, ob ihr noch mit dem ÖPNV nach Hause kämt – ansonsten müsst ihr euch auf ein Taxi/einen Uber verlassen. Bevor ihr Perth wieder verlasst solltet ihr daran denken, Autoload zu deaktivieren. Das Geld, was ihr noch auf eurer SmartRider Karte habt könnt ihr euch angeblich in East Perth an der TransPerth Geschäftsstelle auszahlen lassen, da meine Karte aber nur noch einen Dollar hatte, habe ich mir die Mühe gespart und kann euch nicht sagen, ob und wie einfach das funktioniert.
 


Eine Haltestelle der kostenlosen CAT Busse

Neben dem ÖPNV gibt es natürlich auch viele Leute, die ein Auto in Perth fahren. Man muss sagen: Perth ist definitiv auf das Autofahren ausgelegt, es geht aber, solange man in der Stadt bleiben möchte, auch ohne. Falls ihr aber in Nationalparks möchtet, werdet ihr um das Mieten eines Autos (vielleicht auch mit anderen Studis) kaum rum kommen (allerdings gibt es auch einige Reiseunternehmen, die Ausflüge in die näheren Nationalparks anbieten, damit habe ich mich aber nicht beschäftigt). Ich habe mir selber im September ein Auto gekauft, da ich nach meinem Semester noch einen zweimonatigen Roadtrip machen wollte. Eigentlich hatte ich vor, ein Auto zu mieten, aber für den Zeitraum wäre Mieten zwei- bis dreimal teurer als der Kaufpreis von günstigen Autos gewesen. Zu meinem Autokauf erzähle ich später aber noch etwas mehr.

 

6 Einkaufen

Die drei großen Supermarktketten in Perth sind Woolworths (Woolies), Aldi und Coles. Ich selber war meistens bei Woolies einkaufen, da es davon alle VeganerInnen: Wer sich die gleiche Auswahl an veganen Angeboten (und vor allem ähnliche Preise) wie in Deutschland erhofft, der wird enttäuscht werden. Generell scheint Veganismus in Australien noch nicht so sehr angekommen zu sein – obwohl ich fast nie Probleme hatte, pflanzliche Milch in Cafés zu kriegen (und die darf in Australien sogar Milch heißen!). Ansonsten kann ich den Supermarkt Golden Choice empfehlen (ich war immer in dem in Northbridge, habe später aber rausgefunden, dass das offenbar eine Kette ist). Dort gibt es verhältnismäßig günstiges Obst und Gemüse sowie Gewürze (und – besonders interessant für VeganerInnen – Hefeflocken!). Für eine große Auswahl günstiger Gewürze kann ich außerdem noch Kakulas Brothers Retail, auch in Northbridge, empfehlen.

Ich habe ja schon erwähnt, dass ich für mein Kissen und meine Bettdecke nach IKEA gefahren bin – ich hätte die beiden Dinge aber auch viel näher an meinem Wohnheim kaufen können: Denn Kmart verkauft das auch. Kmart ist euer Freund in Australien für alles, was keine Lebensmittel sind. Ich habe dort fast alles gefunden, was ich irgendwie für den täglichen Bedarf brauchte: Sie verkaufen Klamotten, Drogerieartikel, Möbel, Auto-Zubehör, Spielzeug, Bücher, Outdoor-Equipment... you get the idea. Und im Gegensatz zu den meisten Märkten haben sie eine recht große Filiale in der Innenstadt, sehr nah am Bahnhof.

Ich bin während meiner Zeit in Perth nicht wahnsinnig häufig Essen gegangen (zu teuer!), aber wer das mag, findet in Perth auch viele verschiedene Möglichkeiten. Ein Tipp von mir wäre das Café Flora & Fauna in Northbridge, die wahnsinnig leckeres veganes Mac’n’Cheese sowie Pancakes und Salate haben.
Ihr solltet aber beachten: Viele Restaurants und die meisten Fast-Food Ketten außer McDonald’s und Domino’s haben nur bis 8 oder 9 Uhr Abends auf. Hier noch ein Tipp, besonders für die VeganerInnen (ich kann den Laden aber auch jeder und jedem anderen ans Herz legen): Lord of the Fries in Northbridge ist eine 100% vegane Fast Food Kette – ich kann ihre veganen Shrimps nur empfehlen!


Das vegane Mac'n'Cheese von Flora & Faune Café

 

7 Unterkunft - Wohnheim Campus Perth

Wie bereits erwähnt, habe ich in meiner Zeit in Perth im Wohnheim Campus Perth gewohnt. Die Unterkunft würde ich im generellen positiv bewerten und auch wieder nehmen, allerdings muss man sich auf manche Kompromisse einlassen.

Aber fangen wir mit dem an, was mir gut gefallen hat: Was an einem Studiwohnheim natürlich super toll ist, ist der Umstand, dass man andere Studierende um sich herum hat. Ich habe Abends sehr gerne Zeit in Gemeinschaftsräumen verbracht und viele interessante Menschen aus jedem Winkel der Erde kennen gelernt – das war super! Das Wohnheim bietet auch regelmäßig Events an, auf dem man Leute kennen lernen kann. Die Lage des Wohnheims ist auch spitze, man wohnt quasi direkt am Bahnhof und an der Innenstadt, mit der 990 kommt man in 15 - 20 Minuten zur UWA. Allerdings hat das Wohnheim natürlich auch Schattenseiten: Ihr teilt euch eure Küche mit dem gesamten Flur. Es ist zwar eine Großküche und platztechnisch hatte ich nie Probleme, aber ab und zu ist die Küche wirklich dreckig und ekelig – anders kann man das gar nicht sagen. Es wird zwar behauptet, dass das Management auf den Kameras prüft, wer die Küchen dreckig macht und die Leute zur Verantwortung zieht, aber das ist nie wirklich passiert (Überwachungskameras in Australien viel präsenter als in Deutschland, bevor sich jemand wundert, dass das Wohnheim welche in der Küche hängen hat). Außerdem geht ihr bei allen nicht-weggeschlossenen Küchenutensilien das Risiko ein, dass sie gestohlen werden.

Das WiFi funktioniert zwar, stottert aber immer mal wieder rum. Außerdem scheinen die Klimaanlagen ständig Ärger zu machen, davon weiß ich aber nur durch Hören-Sagen, da ich weg war, bevor der Australische Sommer richtig los ging. Abgesehen davon geht immer mal wieder der Feueralarm an (wenn irgendwer sich dachte, ein Toast im Zimmer anbrennen lassen ist eine gute Idee), woraufhin das gesamte Gebäude evakuiert werden muss. Das kann um halb sieben Morgens genau so passieren wie um Mitternacht. Und dann darf man draußen darauf warten, dass die Feuerwehr kommt, ins Gebäude geht und allen wieder offiziell erlaubt, das Gebäude zu betreten – woraufhin man mit hunderten anderer BewohnerInnen auf drei Fahrstühle zuströmt, denn Treppen gibt es nur am Notausgang.

Was den Preis für das Wohnheim angeht: Ich war in einem Cluster 6, d.h. ich hatte ein recht kleines Zimmer mit Bett und Schreibtisch für mich und habe mir ein Wohnzimmer und Bad mit fünf anderen Leuten geteilt. Dafür habe ich dann über 600€ im Monat (220 AUD die Woche) gezahlt – und die Preise sind seitdem auch noch einmal teurer geworden. Die günstigste Option zu Wohnen ist Campus 4, dort teilt man sich aber zu viert ein Schlafzimmer (oft ist das leider die einzige überhaupt freie Option). Von Leuten, die in einem Campus 4 gewohnt haben, habe ich gehört, dass das okay sein kann, aber natürlich hat man das Risiko auf anstrengende MitbewohnerInnen und kaum Privatsphäre. Generell würde ich Campus Perth als sehr teuer beurteilen – aber leider muss man sagen, dass es für den Perth-Wohnungsmarkt gar nicht so teuer ist. Campus Perth ist vor allem durch das Zusammenleben mit den anderen Studierenden sowie die zentrale Lage cool. Aber man hat doch das Gefühl, für Geld ausgepresst zu werden und dass das Management viele Probleme ignoriert oder sehr langsam angeht. Ob man mit diesen Problemen klar kommt muss man wirklich selber wissen. Aber falls ihr in Campus Perth wohnen wollt – bewerbt euch frühzeitig (denkt aber daran, dass ihr dafür euer CoE braucht)!


Die Dachterrasse von Campus Perth

 

8 Studium

Was gibt es sonst noch so über mein Auslandssemester zu erzählen... auch ja, wie wäre es, endlich mal vom Studium selber zu reden?! ;) Ich habe an der UWA vier Kurse belegt: High Performance Computing (Master Informatik), Cloud Computing (Master Informatik), Secure Coding (Bachelor Informatik) und Our Solar System (Bachelor Physik/Studium Universale).

8.1 High Performance Computing

Dozent: Amitava Datta
In diesem Modul ging es vor allem darum, zu lernen, besonders effizienten Code in der Programmiersprache C zu schreiben. Dabei ging es nicht darum, einen cleveren Algorithmus zu finden, um die theoretische Laufzeit zu verringern, sondern, Code zu parallelisieren und die Architektur eines CPUs sinnvoll in seinen Code mit einzubeziehen. In dem Modul gab es zwei Projekte, die in die Endnote mit einbezogen wurden, sowie eine abschließende Klausur. Ich kann das Modul und den Dozenten wirklich nur empfehlen! Amitavas Erklärungen fand ich sehr verständlich, das Lerntempo war gut und die Projekte haben geholfen, seine theoretischen Erklärungen praktisch auszuprobieren. Wer Interesse an High Performance Computing oder Low-Level Programming hat, ist hier auf jeden Fall an der richtigen Stelle.
 

8.2 Cloud Computing

Dozent: Anwarul Patwary
In diesem Modul haben wir die Grundlagen von Amazon Web Services (AWS) als Beispielplattform gelernt. In wöchentlichen Übungszetteln, die in die Endnote eingeflossen sind, haben wir das Gelernte praktisch angewandt. Außerdem gab es eine Zwischenklausur Anfang September, sowie natürlich die Abschlussklausur am Ende des Semesters. Ich muss leider sagen, dass mich dieses Modul maßlos enttäuscht hat, aus mehreren Gründen: Die Erklärungen des Dozenten waren nicht besonders gut. Wenn ihm Fragen gestellt wurden, war es teilweise offensichtlich, dass er die Frage nicht verstanden hat, aber anstatt nachzufragen hat er einfach irgendetwas beantwortet, und damit i.d.R. nicht wirklich weiter geholfen. Außerdem kam es immer wieder zu Widersprüchlichen Aussagen in dem Sinne, dass auf den Folien zwei sich ausschließende Sachverhalte standen oder die gleiche Frage zuerst mit Ja, und als sie fünf Minuten später erneut gestellt wurde mit Nein beantwortet wurde. Wer irgendwann genug hat und anfängt, sich Dinge selber anzueignen, stellt außerdem fest, dass viele Dinge in der Vorlesung nicht mehr aktuell sind (und zwar seit mehreren Jahren!). Die Abgabe der Programmieraufgaben erfolgt über PDFs, in denen auch Screenshots von allen möglichen Programmausgaben sein müssen – eine umständlichere Abgabe von Aufgaben habe ich bisher nicht erlebt. Außerdem bekommt man jede Woche Freitextfragen, die man nicht abgeben muss, die aber bei der Klausurvorbereitung helfen sollen, da die Freitextfragen einen ähnlichen Stil haben. Das klingt zwar erst einmal gut, bis man erfährt, dass man diese Fragen nicht beantwortet bekommt. Der Grund dafür ist, dass „man mehr lernt, wenn man Antworten selber herausfindet“. Das stimmt zwar, aber wenn allen TutorInnen verboten wird, Fragen zu den Freitextfragen zu beantworten, hat das eher den Effekt: Wer eh schon alles kann, kennt die Antworten halt, manchmal hat man Glück, dass die Antworten zu Googeln sind, und ansonsten ist man eben durch die Fragen auch nicht klüger.

Das Modul zu bestehen ist zwar nicht schwer, aber wer sich erhofft, wirklich etwas zu Cloud Computing zu Lernen, wird enttäuscht. Ich habe auch über andere Studierende gehört, dass die Unzufriedenheit über dieses Modul an der UWA nichts Neues ist – das ist aber natürlich nur Hören-Sagen und ich kann nicht nachvollziehen, inwiefern das stimmt.
Generell muss ich leider sagen, dass Leute, die in ihrem Auslandssemester auf jeden Fall etwas über Cloud Computing lernen wollen, am Besten eine andere Uni wählen – zumindest solange der Dozent nicht wechselt.
 

8.3 Secure Coding

Dozent: Arran Stewart
Dieses Modul beschäftigt sich mit Grundlagen der Cyber Security und vor allem mit der Frage, wie man eigenen C-Code so schreiben kann, dass er möglichst sicher ist. Es gibt wöchentliche Übungszettel, die man nicht abgeben muss, die aber sehr zum Verständnis beitragen. Die Note setzt sich aus zwei Online-Tests während des Semesters, einem Programmier- und Hausarbeits- Projekt sowie einer Klausur zusammen. Mir hat das Modul total Spaß gemacht und ich kann es jedem nur ans Herz legen! Arran ist ein wahnsinnig sympathischer Dozent, der gut auf Fragen und Feedback eingeht. Man lernt wirklich interessante Dinge und die Übungszettel helfen dabei, das Wissen auch praktisch anzuwenden.
 

8.4 Our Solar System

Dozent: David Coward
Dieses Modul war ein Studium Universale Physik Modul, das ich vor allem aus Interesse gewählt habe – angerechnet wird es mir höchstwahrscheinlich nicht. In dem Modul ging es darum, etwas über die einzelnen Planeten unseres Sonnensystems zu lernen und wie das Sonnensystem entstanden ist. Man diskutiert über Lebensformen außerhalb der Erde, über Kolonisation des Weltraums und wie der Mond vermutlich entstanden ist. Außerdem lernt man etwas darüber, wie die Beziehung verschiedener Kulturen zu dem Nachthimmel war – von der Navigation von Seefahrern über Astrologie im Alten China über Geschichten und Astronomie der Aboriginals!

Mein persönliches Highlight war ein Ausflug in das Gravity Discovery Center 90 Minuten nördlich von Perth. Das befindet sich in einer Lichtschutzzone, d.h. man sieht den Sternhimmel in einer Form wie man ihn in Deutschland leider kaum zu Gesicht bekommt. Ich habe dort zum ersten Mal die Milchstraße gesehen und auch dadurch erst kapiert, warum sie überhaupt so heißt – das Band, von dem in Geschichten immer die Rede ist, konnte ich bisher nie wirklich ausmachen, dabei ist es ohne Lichtverschmutzung in der Mitte des Jahres kaum zu übersehen! Gleichzeitig habe ich haufenweise Sternschnuppen – pardon, Meteore – gesehen, sowie einige Satelliten und sogar den Saturn mit Ringen durch ein Teleskop!

Die Bewertung in diesem Modul besteht aus einer Multiple-Choice Klausur und zwei Hausarbeiten. Ich kann wirklich allen, die Faszination für den Weltraum haben, dieses Modul empfehlen! Man musste kein Physik oder Mathe verstehen, um mitzukommen – allerdings wurde erzählt, dass das Modul von einem Erstsemester- zu einem Zweitsemestermodul gemacht werden soll, wobei es trotzdem keine formalen Voraussetzungen zur Zulassung des Moduls geben sollte.
 

8.5 Lehre: Vergleich Deutschland - Australien

Ich habe in vielen Erfahrungsberichten vor meiner Reise gelesen, dass man in Australien einen höheren Aufwand für seine Module hat, da man häufig jede Wochen Abgaben hat. Das haben auch einige andere Studis gesagt, die ein Auslandssemester mit mir zusammen gemacht haben. Aus der Sicht eines Naturwissenschaften-Students kann ich das nicht bestätigen. Ich hatte schon an meiner Heimatuni jede Woche Übungszettel, die ich abgeben musste, und die wöchentlichen Zettel an der UWA hatten keinen größeren Aufwand. Die Klausuren waren von der Schwierigkeit her absolut okay, da habe ich keine bösen Überraschungen erlebt.Ich war tatsächlich gespannt, ob man der Lehre an der UWA

anmerkt, dass sie zu den Top 100 der Unis auf der Welt gehört, oder dass man dort Studiengebühren bezahlt (irgendwie habe ich gehofft, dass ein höherer Preis auch eine bessere Leistung beinhaltet). Während die Lehre (bis auf Cloud Computing) durchaus gut war, würde ich sie aber nicht als wahnsinnig-total überragend bezeichnen, und die Lehre an meiner Heimatuni (der HHU in Düsseldorf) hat mich mehr überzeugt.

Was mich außerdem irritiert hat: Ich habe tatsächlich mit der UWA eine Uni an Infomatik-Studierenden und -Dozierenden gefunden, die fast ausschließlich Windows benutzen. Einer meiner Dozenten war tatsächlich überrascht, dass ich einen Linux-Rechner hatte. Ich dachte, InformatikerInnen, die Windows nutzen, seien ein Gerücht?!
 

8.6 Sonstiges - Das Leben an der Uni

Ich bin ein großer Freund von Clubs an einer Uni, und kann euch nur empfehlen, Mitglied in den Clubs zu werden, die euch an der UWA interessieren. Zu den Clubs, bei denen ich Mitglied war: Coders for Causes (CfC) haben es sich zur Aufgabe gemacht, für den guten Zweck kostenlos Software zu erstellen. Das passiert vor allem während der Semesterferien, aber es wird jeden Montagabend ein „Chill Coding“ angeboten, wo man zwei Stunden zusammen sitzt, programmiert und sich unterhalten kann.
Den Pride Club habe ich auch sehr gerne besucht. Er bietet über das Semester verschiedene Events an, und ich bin besonders ein Fan von der „Movie Craft Night“ geworden, wo man zusammen einen Film schaut und, wenn man möchte, dabei strickt (das wird einem auch auf Nachfrage beigebracht).
Der Photography Club bietet Veranstaltungen und Workshops zur Fotografie an und führt regelmäßig Wettbewerbe durch. Und wann gibt es eine bessere Gelegenheit, mehr zu Fotografieren, als in einem Auslandssemester?! ;)
Aber meine beiden liebsten Clubs waren Unigames (ein Boardgames und Tabletop Club) und UniSFA (ein Fantasy- und SciFi-Club mit Bücherei). Unigames bietet regelmäßige Spieleabende an, und UniSFA regelmäßige Filmabende. Mein Highlight war der 24 Std. Tabletop Marathon von Unigames, der im September stattfand. Hier habe ich die meisten meiner Freunde kennen gelernt (lasst Grüße da wenn ihr dort vorbei schaut!) und ich habe die Leute dort sehr lieb gewonnen!
Als Letztes sei zum Studierendenleben noch die freie Woche erwähnt, die ihr in der Mitte der Vorlesungszeit habt. Viele andere internationale Studierende haben die Zeit für kleine Roadtrips oder Ausflüge nach Melbourne bzw. Sydney genutzt. Ich habe das nicht gemacht, aus zwei Gründen: Ich habe ein Mental Health First Aid Seminar besucht, das für Studierende kostenlos ist und ich wirklich empfehlen kann (hier wieder ein Lob and die UWA und ihren Umgang mit Mental Health) und ich habe die Zeit genutzt, mich mehr über meinen geplanten Autokauf zu informieren – worüber ich euch jetzt noch ein wenig erzählen möchte.

  
Die Winthrop Hall der UWA und das Computer Science Gebäude

 

9 Autokauf

Ich hatte vor dem Autokauf etwas Sorge, dass das alles kompliziert sein wird, aber eigentlich war es recht einfach. Ich habe mich dazu entschieden, bei einem Autohändler zu kaufen, da ich dort auf mehr Seriosität als auf dem Privatmarkt gehofft habe – ich habe leider zu wenig Ahnung von Autos, um wirklich bewerten zu können, ob ein Auto einen Schaden hat oder nicht. Ob das eine gute Entscheidung war weiß ich nicht, mein Auto ist zwar irgendwann liegen geblieben, das war aber glücklicherweise erst am Ende meines Roadtrips. Ob ich auf dem Privatmarkt etwas Besseres gefunden habe weiß ich natürlich nicht, günstiger ist diese Option aber alle mal.

So oder so, wenn ihr euch ein Auto gekauft habt, bekommt ihr beim Kauf ein blaues Formular. Das müsst ihr zum Department of Transport bringen (auch online möglich), und damit gehört das Auto euch! Zu beachten: In Australien werden die Steuern und eine Haftpflichtversicherung des Autos über die Rego am Department of Transport gezahlt. VerkäuferInnen können euch sagen, wie lange die Rego noch gültig ist und dementsprechend wann ihr sie verlängern müsst. Wichtig ist, dass die Haftpflichtversicherung nur Personenschäden mit einbezieht, weswegen ich euch dringend empfehlen würde, eine zusätzliche Versicherung abzuschließen. Ich habe beim RAC (Royal Automobile Club, quasi der Australische ADAC), eine Versicherung (3rd part property & Vollkasko) sowie eine Roadside-Assistance Versicherung gebucht. Besonders Roadside ist wirklich unerlässlich, wenn ihr weit weg von der Stadt fahren wollt. Sollte der Wagen liegen bleiben, holt der RAC euch ab und bringt den Wagen zur nächsten Werkstatt – und die Kosten wollt ihr im Outback vermutlich nicht selber tragen! Beachtet aber, dass nur 10% der Reparaturkosten übernommen werden. Mein Auto ist am Ende meines Aufenthalts (glücklicherweise in Perth selber) liegen geblieben, und das Abholen war kein Problem. Das einzige, was mich am RAC geärgert hat, war, dass ich die Versicherung nach meinem Autoverkauf zwar direkt kündigen konnte, die Roadside- Assistance musste ich aber für ein Jahr bezahlen, obwohl mir versichert wurde, dass sie ebenfalls jederzeit kündbar ist. Ich muss aber sagen, dass ich selber mit diesem Vorwissen die Roadside-Assistance abgeschlossen hätte, weil mir das Risiko einfach zu groß gewesen wäre, es nicht zu tun.

10 Roadtrips

Ich habe in meiner Zeit in Australien zwei Roadtrips gemacht: Einmal bin ich Ende Oktober für zwei Nächte in den Süden nach Bunbery und Busselton gefahren, und dann ab Mitte November bis Ende Dezember einmal „um Western Australia herum“ gefahren. D.h. ich bin von Perth in den Norden bis Exmouth gefahren, dann weiter an der Küste entlang über Broome nach Katherine, dann den Stuart Highway nach Süden über Alice Springs (und natürlich den Uluru!) bis Port Augusta, und von dort wieder die Küste entlang Richtung Westen, über Norseman und Kalgoorlie bis nach Perth.


Der Uluru im Zentrum Australiens

Der Trip war wirklich super schön, und wer die Zeit und das Geld hat sollte so etwas wirklich in Erwägung ziehen! Es war toll, durch eine Landschaft zu fahren, die so anders und so viel weiter ist als das, was man aus Deutschland gewohnt ist. Mein persönliches Highlight war der Besuch beim Uluru und den Kata Tjutas, sowie der Sternenhimmel in der Wüste, wenn man weit weg ist von jeder größeren Stadt. Wobei ich auch zugeben muss, dass ich etwa eine Woche lang ziemlich starkes Heimweh hatte und mich sehr einsam gefühlt habe – aber auch das ist vorbei gegangen und danach habe ich den Trip richtig genossen. Ihr solltet auch beachten, dass im Norden (besonders in der Kimberly) im Sommer Regenzeit ist, die meisten Nationalparks und Attraktionen zu haben und auch regelmäßig die Straße unpassierbar ist aufgrund von Überflutungen. Ich hatte Glück und habe es durch die Kimberly geschafft, das muss man im Sommer aber zügig machen und ich war mir des Risikos bewusst, dass ich in Broome eventuell umdrehen muss. Fahrt auf keinen Fall auf gesperrten Straßen!
Ursprünglich hatte ich den Plan, im Auto zu übernachten, habe aber festgestellt dass das viel zu unbequem ist für eine dauerhafte Lösung. Ich habe dann stattdessen in Hostels übernachtet. Das hatte den Vorteil, dass ich viele Leute kennen gelernt habe. Allerdings hätte ich im Nachhinein vielleicht doch in ein Rooftop-Tent investieren sollen, da es an einigen Orten keine Hostels gab.

 

11 Letzte Wochen in Perth & Reise zurück

Silvester habe ich in Perth verbracht und mit den Leuten gefeiert, die ich in den Clubs der UWA kennen gelernt habe. Eigentlich hatte ich anschließend den Plan, noch einmal in den Süden nach Margret River und Albany zu fahren, aber da mein Auto kurz nach Silvester liegen geblieben ist, hat sich das leider erübrigt. Stattdessen war ich noch drei Wochen in Perth, was auch super schön war, weil ich so noch einige Zeit mit meinen Freunden dort verbringen konnte.

Und dann ging es auch schon wieder zurück. Ich habe noch vier Nächte in Singapur verbracht, weil ich dort sowieso zwischenlanden musste, und dann war ich auch schon wieder in Deutschland.

 

12 Fazit

Insgesamt habe ich das Auslandssemester wirklich genossen und kann jedem und jeder nur ans Herz legen, über so etwas während des Studiums nachzudenken. Ich habe viel Neues erfahren und viele tolle Menschen kennen und schätzen gelernt. Ich hatte zwar auch Heimweh, aber das ging doch auch immer irgendwie vorbei, und lehrt einen ja auch, zu schätzen, was man Zuhause hat.
Allerdings muss ich auch sagen, dass ich mich nicht verschulden würde, um den ganzen Weg nach Australien zu reisen. Es ist zwar ein tolles Land, aber mit ERASMUS kann man in Europa sicherlich eine genauso gute Zeit haben.

Wo auch immer euch euer Auslandssemester hin verschlägt, ich wünsche euch alles Gute und viel Spaß!

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