Ausblick Uni Bibliothek Wellington

14.06.2023

Studium und Campus an der VUW

Nach den ersten Blogeinträgen zu den Themen Vorbereitung und Bewerbung, Ankunft und Orientierung, und Unterkunft und Wohnen, berichte ich heute über das Studium und den Campus in Wellington. Das trifft sich sehr gut, denn ich bin gerade mitten in der Prüfungsphase! Das Thema ist also sehr groß im Moment. Da ich mich etwas sputen muss, damit ich wieder weiter an meinen Projekten arbeiten kann, bekommst du einen direkten, ungefilterten Eindruck. Let’s GO!

Ein Studium der anderen Art

Stelle dich in Wellington auf ein Studium der anderen Art ein. Wenn du bereits einige Zeit an einer deutschen Uni studiert hast, bist du wahrscheinlich gewohnt, am Ende des Semesters je Kurs eine umfassende Klausur zu schreiben. Das läuft hier anders - zumindest in den Kursen, die ich gewählt habe, und was ich von anderen so mitbekommen habe. Hier wirst du wöchentliche Abgaben in unterschiedlichster Form bestreiten müssen, was aber die Endprüfungen nicht ausschließt. Im Folgenden gebe ich dir mal einen Überblick zu den Kursen, die ich gewählt habe.


1.    DATA472: Data Management and Programming (15 Points)

-    3 in-term Assignments (je 10%)
-    3 in-term Tests von 3 Profs (15, 10 und 5%)
-    1 end-term Programmierprojekt (Webapplikation) mit Vorschlag (unbenotet), Bericht und Präsentation (40%)

2.    BTEC101: Introductory to Biotechnology (15 Points)

-    2 in-term Tests von 3 Profs (30%, 15%+10%)
-    1 in-term Essay mit 1000-1500 Wörter (20%)
-    1 end-term Assignment: 1 Notizen zu 3 Papern (unbenotet), 1 Summary (unbenotet), 1 Debatte/Letter/Poster (700 Wörter, 25%)

3.    RELI227: Special Topic: Zen Buddhism: Meditation, Mindfulness and Modernity (20 Points)

-    Wöchentliche Reflektionen zu ca. 40 Seiten Readings (zu bestehen, 30 %)
-    Zusätzliche wöchentliche Readings (unbenotet)
-    Wöchentliches Meditations-Journal (unbenotet)
-    Question Cards pro Stunde (zu bestehen, 10%)
-    2 in-term Tests (benotet, je 10%)
-    1 end-term Essay, Vorschlag (benotet, 10%) 2500 Wörter (benotet, 30%)


Insgesamt kam ich auf 50 Points, was in etwa 25 ECTS entspricht. Der Zen Buddhismus-Kurs war/ist tatsächlich etwas umfangreicher. Mitstudenten erzählten mir aber, dass die Anzahl an Punkten nicht immer den Aufwand reflektiert. 
Für mich war die obige Kurswahl eine perfekte Mischung aus Hands-on, Naturwissenschaft und Philosophie. Ich würde empfehlen, während des Auslandssemesters ein wenig über den Tellerrand hinauszuschauen. Selbst wenn du nicht komplett frei wählen kannst, gibt es sicherlich einen gewissen Spielraum – frag einfach mal bei deinen Studienkoordinatoren deiner Heimatuni nach.
Im Moment hadere ich ein wenig mit den Endabgaben, weil ich die ganze Zeit mit den In-Term-Assessments beschäftigt war. Man könnte auch sagen, dass das Auslandssemester selbst ein Kurs ist. Man unternimmt einfach mehr in seiner Freizeit und die Noten stehen nicht im Vordergrund.


Was ich auf jeden Fall empfehlen kann, ist, immer dabei zu bleiben. Sonst hast du nichts von deinen Kursen und hättest dir das Ganze gleich sparen können. Heutzutage gibt es auch Tools wie Trello und den Kalender im Handy, mit denen du deinen Fortschritt tracken kannst. 
Als sehr positiv empfand ich die Aufgeschlossenheit und Erreichbarkeit der Professoren. Ihnen scheint wirklich etwas am Lernerfolg und an der Zufriedenheit der Studierenden zu liegen.

Campus

Die Victoria University of Wellington (VUW) teilt sich grob auf drei Campusse in drei Stadtteilen auf: Kelburn, Pipitea, und Te Aro. 


Te Aro und Pipitea

In Te Aro war ich nie, weiß aber, dass dort eher Fächer wie Design und Architektur gelehrt werden. In Pipitea habe ich mir zu Beginn einen Kurs im Bereich International Business angeguckt, war aber nichts für mich (lag auch an der Professorin). Der Campus ist eher für Business und Law gedacht, und befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Parlament. Es schien mir sehr gemütlich und aufgeräumt dort, und auch die Law Library ist eindrucksvoll und gut beheizt :D. Ich habe diese vor zwei Tagen das erste Mal aufgesucht, um mich mit einer Freundin zum Lernen zu treffen – und um uns zu verabschieden. Manche Studenten brechen schon bald wieder auf, denn nicht alle haben nächste Woche, der letzten Uniwoche, noch Abgaben oder Prüfungen. 


Kelburn Campus

Die meiste Zeit hielt ich mich auf dem Campus in Kelburn weiter oben auf dem Hügel auf. Dies ist der wohl größte Campus in Wellington, auf dem unter anderem Naturwissenschaften (z.B. Biotechnologie), Computerwissenschaften (z.B. Data Science), Geisteswissenschaften (z.B. Religion), aber auch viele kulturelle Kurse in Richtung Maori- und Pazifikstudien angeboten werden. Letztere Betrachtungen fließen aber auch in viele andere Fächer ein, die Überschneidungen mit gesellschaftlichen Themen haben. So wurde beispielsweise im Biotechnologiekurs die Bedeutung der Rechte von Maori am geistigen Eigentum Neuseelands behandelt. Eine Freundin studiert Psychologie und beschäftigte sich durchgehend damit. Darüber hinaus finden jedes Semester Graduierungszeremonien statt, bei denen man Tänze und Lieder von Maori- und Pasifika-Studenten bewundern darf.


Die Uni-Bibliothek bietet viele Stockwerke mit Farbkennzeichnungen für die erwartete Lautstärke. So steht Grün für Gruppenarbeit und Blau für Ruhezonen *this is library*. Bücher Ausleihen ist selbsterklärend, und das Personal ist stets hilfsbereit. Der Blick von der Bib auf die städtische Küste Wellingtons, die Waterfront, ist beeindruckend, und im Universitätsgebäude halten sich immer ein paar Piepmätze auf.

Ausblick Kelburn LibraryKelburn Campus
Ausblick aus der Kelburn LibraryLebendiger Kelburn Campus


Es gibt keine Mensa. Stattdessen gibt es externe Anbieter im Universitätsgebäude. Dieses Modell ist teurer als eine Mensa, wie man sie an vielen deutschen Hochschulen kennt, aber das Essen ist sehr gut. Für den kleinen Groschen gibt es bei Krishna Food veganes indisches Essen, welches ich sehr empfehlen kann. Wenn du Sushi magst, geh zu Maki Mono. Ich selbst habe dort am liebsten das Lachs-Avocado-Sushi mit braunem Reis gegessen. Es gibt noch mehr Angebote an der Uni, aber ehrlich gesagt habe ich die noch nie probiert. Irgendwann habe ich mir angewöhnt, am Abend für den nächsten Tag mitzukochen oder am Morgen eine Vesperbox zu packen.


Nutze das Angebot der universitären Clubs (siehe Blogeintrag Ankunft und Orientierung). Die Yoga-Lounge bietet wöchentlich einen Yoga- und einen Mind-Flow an, gefolgt von veganem Essen von Krishna Food. Das werde ich wahrscheinlich am meisten vermissen.

Fazit

Mit dem Uni-Leben an der VUW bin ich rundum zufrieden. Es gibt immer viel zu tun – mit drei Kursen und Freizeitaktivitäten hatte ich alle Hände voll zu tun. Studenten wie Professoren, Tutoren und Bibliothekspersonal sind überaus freundlich und man hilft sich gegenseitig. 

Was ist sonst noch so passiert?

Aufgrund des erhöhten Workloads und des kälteren Wetters waren eher kleinere Aktivitäten und Ausflüge möglich, und vor allem an den Wochenenden. So besuchte ich Kapiti Island, ging zu einem Rugby-Spiel, wir unternahmen die eine oder andere Wanderung in der Nähe von Wellington, haben zusammen gekocht, und gingen ein paar Mal ins Kino. Außerdem war ich oft Joggen und kam so zu verschiedenen Abschnitten an der Küste. Ein favorite Spot ist auf jeden Fall die Moai Statue. 


Rückblickend kann ich sagen, dass ich bereits an den Herausforderungen von Heimweh, Liebeskummer und Anpassen an die neue Lebenslage gewachsen bin. Im Moment fühle ich mich in Wellington sehr wohl und es macht sich eine gewisse Wehmut breit, die Stadt und vor allem ihre Menschen bald zurückzulassen. Im Laufe der Zeit sind einige gute Freundschaften entstanden, und bald wird es Zeit sein, Abschied zu nehmen. Natürlich freue ich mich gleichzeitig auch auf zu Hause - es sind also gemischte Gefühle am Werk.