13.05.2020
Lockdown in Australien. Das sagen unsere Doktoranden über die Situation vor Ort.
Im März ging auch Australien in den Lockdown, schloss die Landesgrenzen und ordnete strenge „social distancing“ Maßnahmen an, die den Forschungsalltag unserer Doktoranden vor Ort noch immer beeinflussen. Wir haben nachgefragt, wie die Situation für die Betroffenen wahrgenommen wird.
„Mir geht es den Umständen entsprechend gut. Glücklicherweise stehen uns die meisten Labore noch zur Verfügung. Daher ist es mir zurzeit auch möglich, meine Experimente (mit Ausnahme von einem) durchzuführen, wenn auch mit einer gewissen Verzögerung. Dabei muss ich mich an einen Laborbuchungsplan halten, welcher vorsieht, dass sich in den meisten Laborräumen nur eine Person und in den großen Laborräumen maximal 2 Personen aufhalten dürfen. Außerdem kommen nur Leute ins Institut, die wirklich Experimente durchführen müssen, alle anderen bleiben daheim und machen Home-Office.
Zudem lebe ich in einer WG mit vier anderen Mitbewohnern zusammen und wir unterstützen uns hier gegenseitig. Deshalb geht es mir mental ganz gut, auch wenn ich mir ein bisschen Sorgen um Familie und Freunde in Deutschland und anderen Ländern mache.“
Adriane P., PhD an der University of Adelaide
„Tatsächlich ist mein PhD Projekt kaum vom Lockdown betroffen. Ich arbeite eigentlich immer am Laptop, jetzt von zuhause aus. Die Daten, mit denen ich arbeite, sind alle online verfügbar (vor allem Satellitendaten). Zudem nutze ich Cloud-Computing für alle Berechnungen, für die mein Laptop zu schwach ist. Nur darüber, dass wegen Corona eine ursprünglich eingeplante Konferenz in Polen ausfällt, bin ich etwas traurig. Das wöchentliche Meeting mit meinen beiden Betreuern halten wir jetzt immer über MS Teams ab. Das funktioniert wunderbar. Auch mit den Kollegen aus dem Lab, mit denen ich sonst Mittags- und Kaffeepausen verbracht habe, gibt es ein wöchentliches virtuelles Treffen. Sprich, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, dass soziale Kontakte nur noch virtuell existieren, ist es nur halb so schlimm. Trotzdem werde ich froh sein, wenn der Lockdown vorbei und alles wieder normal ist.“
Sven H., PhD an der RMIT University
„No worries, alles bestens hier. Es ist natürlich schon bisschen anders und teilweise auch etwas langweilig aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Ich bin jetzt seit zwei Wochen im Home-Office und versuche so gut es geht von hier weiterzuarbeiten. Wir durften unser Equipment mitnehmen, deswegen kann ich mich eigentlich nicht beschweren. Ein paar Projekte von mir wurden auf Eis gelegt, das ist natürlich erstmal schade, aber nicht essentiell wichtig für meinen PhD. Also alles läuft schon irgendwie.“
Simon H., PhD an der University of Adelaide
„Ich bin kaum eingeschränkt. Noch gehe ich ins Lab, bin aber quasi der Einzige dort. Demnächst werde ich von daheim arbeiten. Inwiefern ich von Corona noch eingeschränkt werde, wird sich in den nächsten Monaten zeigen, je nachdem wie schnell ich Experimente durchführen kann/soll/muss. Dafür muss ich aber zuerst die Voruntersuchungen abschließen. Und ob ich den geplanten Austausch mit Deutschland ab Oktober noch durchführen kann, wird sich auch zeigen. So oder so, bis auf die Einschränkungen von Sport und sozialen Interaktionen, ist alles normal.“
Nicolas M., PhD an der Queensland University of Technology
„Mir geht es soweit gut, ich arbeite von zu Hause, auch wenn die QUT Labore noch offen sind. Da man aber nicht genau weiß wie lange das so bleibt, wollte ich erst mal keine neuen Experimente planen. Ich bin auf jeden Fall in meiner Forschung eingeschränkt, aber ich versuche die Zeit positiv zu sehen. Ich hätte nie gedacht, dass man als PhD mit einem Stipendium froh ist über seine Jobsicherheit und die Möglichkeit von zu Hause aus zu arbeiten.“
Marius J., PhD an der Queensland University of Technology
„Mir geht es gut. An der Uni läuft alles online. Ich hatte mir zum Glück von vornherein ein kleines Home-Office eingerichtet, sodass ich einigermaßen normal von zu Hause arbeiten kann. Da ich noch in meinem 1. Jahr bin und keine Daten sammle, sind die Einschränkungen noch im Rahmen. Ich hoffe jedoch, dass sich alles wieder bis nächstes Jahr normalisiert hat, so dass ich mein Thema nicht ändern muss. Ich glaube das größte Problem ist der fehlende Kontakt zu anderen PhDs, besonders da ich erst angefangen habe. Von Seiten der Uni gibt es zwar viele Online-Veranstaltungen, diese können aber nicht den informellen Austausch an der Uni ersetzen.“
Stephanie P., PhD an der RMIT University
„Der Start in die Promotion ist schon eine Herausforderung, da alle sonst persönlich ablaufenden Dinge jetzt über Zoom/Skype erledigt werden müssen. Das macht die Einbindung in das Forschungsteam natürlich ziemlich schwierig, da man sich eben noch nie "persönlich" gesehen hat bzw. bei einem Kaffee auch über andere Sachen unterhalten kann; sprich der soziale Teil ist eben sehr eingeschränkt aktuell, aber das wird schon. Da wir fachlich ohnehin noch am Anfang stehen, und die Haupttätigkeit für uns beide Einlesen & Einfinden in das jeweilige Forschungsgebiet bedeutet, ist es nicht so extrem schlimm für uns. Bis zur "effektiven Promotionszeit" haben wir noch ein bisschen, und bis dahin sieht es (hoffentlich) schon wieder anders aus. Allgemein sind beide Unis digital zum Glück sehr weit, so dass die Umstellung mit ein paar Ausnahmen bislang ganz gut abläuft. Ansonsten gehts uns gut hier, Melbourne ist einfach eine unglaublich schöne Stadt.“
Viktoria S., PhD an der University of Melbourne und Markus H., PhD an der Monash University
„Mittlerweile ist die University of Queensland für Studenten und Mitarbeiter geschlossen und man soll von zu Hause arbeiten. Wenn man Experimente laufen hat, die man nicht pausieren kann, kann man einen Antrag stellen und eventuell weiterhin daran arbeiten. Ich arbeite von zu Hause aus und komme damit gut klar. Gerade als Doktorand kann man diese Zeit gut nutzen, um nach passender Literatur zu suchen, zu lesen, seine Ergebnisse zu Papier zu bringen und eventuell auch zur Veröffentlichung in Fachzeitschriften einzureichen. Mein Stipendium wird mir weiterhin ausgezahlt und falls man gerade am Ende seiner Doktoranden-Zeit steht, bietet die Uni Verlängerungen von Stipendien usw. an.“
Vanessa S., PhD an der University of Queensland
Wir danken den Doktoranden herzlich für ihre Berichterstattung!
Das GOstralia! Research Centre